„USA Today“-Titel über akademische UFO-Forschung

Geschrieben am 10.12.2025
von Andreas Müller

Washington (USA) – Mit der „USA Today“ hat eine der größten überregionalen Tageszeitungen in den USA der akademischen Erforschung von unidentifizierten Flugobjekten und Phänomenen (UFOs/UAPs) eine Titelstory gewidmet. Im Fokus steht die erst vor wenigen Jahren gegründete Society for UAP Studies (SUAPS) und deren kürzliche Fachkonferenz an der Universität Erlangen.

„USAToday“-Titelblatt vom 9. Dezember 2025.
„USAToday“-Titelseiet vom 9. Dezember 2025.

UAP – „Unidentified Anomalous Phenomena“ – ist heute die offizielle wissenschaftlich-administrative Bezeichnung für das, was früher unter dem Begriff „UFO“ bekannt war. Der SUAPS-Mitgründer und Präsident Dr.  Michael Cifone beschreibt im Artikel das Forschungsinteresse seiner Organisation als Beschäftigung mit dem „empirisch Seltsamen“ (the empirical weird) und meint damit Phänomene, die sich gängigen Erklärungsrastern entziehen: vom Paranormalen über Grenzphänomene des Bewusstseins bis hin zu unerklärten Objekten im Luftraum.

Im USA-Today-Artikel betont der promovierte Wissenschaftsphilosoph, dass es der Society nicht um voreilige Festlegungen geht. Weder werde eine außerirdische Herkunft der Phänomene behauptet noch ausgeschlossen. Ziel sei es vielmehr, UAPs systematisch in historische, kulturelle und naturwissenschaftliche Kontexte einzuordnen – unter Anwendung exakt jener Methodik, die auch in etablierten Disziplinen gilt. Allerdings betonte der britische Wissenschaftssoziologe Steve Fuller auf der jüngsten SUAPS-Konferenz am Center for Advanced Studies – Erlangen“ (CAS-E) an der Universität Erlangen, die Menschheit müsse sich geistig wie gesellschaftlich auf diese Möglichkeit vorbereiten. Die Debatte um UAP berühre letztlich nicht nur fremde Intelligenzen, sondern auch das Selbstverständnis der Menschheit im kosmischen Maßstab.

Das „Center for Advanced Studies – Erlangen“ (CAS-E) an der Universität Erlangen (Zentrum für fortgeschrittene Studien in den Geistes- und Sozialwissenschaften – „Alternative Rationalitäten und esoterische Praktiken aus globaler Perspektive“) ist eine von der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) geförderte Kolleg-Forschungsgruppe, die esoterische Praktiken weltweit untersucht, um so eurozentrische Verzerrungen zu überwinden, ihre anhaltender Fortdauer der Nutzung und des Glaubens an diese Praktien und Weltbilder zu verstehen, zu erklären und eine Kulturtheorie dieser Praktiken zu entwickeln, indem sie Forschende aus verschiedenen Disziplinen wie Anthropologie, Religionswissenschaft und Soziologie zusammenbringt. Dr. Michael Cifone ist derzeit als Visiting Fellow am CAS-E tätig.

Vom Stigma zur Forschungsfrage

Mittlerweile vereint die SUAPS Dutzende Wissenschaftler aus Philosophie, Rechtswissenschaften, Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften aber auch Journalisten weltweit.

Dr. Mike Cifone bei einem Vortrag an der Universität Würzburg.Quelle: A. Müller für grewi.de
Dr. Mike Cifone bei einem Vortrag auf dem UAP/SETI-Symposium 2025 am „Interdisziplinären Forschungszentrum für Extraterrestrik“ (IFEX) an der Universität Würzburg.
Quelle: A. Müller für grewi.de

Cifones eigenes Interesse an UAP entstand vergleichsweise spät – während der COVID-19-Pandemie. Auslöser war ein Vortrag des Physikers Kevin Knuth, eines ehemaligen NASA-Forschers, der sich unter anderem auch mit UAP beschäftigt. Cifone begann, sich intensiver mit dessen wissenschaftlichen Arbeiten auseinanderzusetzen – und stieß dabei auf ein zentrales Paradox: Obwohl das Thema seit Jahrzehnten öffentlich der Lächerlichkeit preisgegeben wurde, existiere eine erhebliche Zahl von Zeugenaussagen und technischen Beobachtungen, die sich nicht einfach als Irrtum oder Täuschung abtun lassen.

Auch deutsche Wissenschaftler, Forscher und Institutionen sind prominent in der SUAPS vertreten und engagiert. Schon im Council und Board of Advisors sind neben Dr. Michael Bohlander (der an der Durham University lehrt), dem Soziologen Dr. Christian Peters vom BIGGS an der Universität Bremen auch der Fachjournalist für Anomalistik und GreWi-Herausgeber Andreas Müller aktiv.

Agnostische Forschung statt Glaubensfragen

Cifone unterstreicht, dass die Society keinerlei missionarische Agenda verfolgt. Weder soll von der Existenz außerirdischer Intelligenzen überzeugt werden, noch von deren Nichtexistenz. Im Zentrum stehe allein die methodisch saubere Forschung. Die Organisation betont bewusst ihre „positionale Neutralität“ sowie die strikte Orientierung an überprüfbaren Evidenzstandards.

Der Versuch, ein völlig neues akademisches Fachgebiet zu etablieren, ist jedoch stets auch mit erheblichen strukturellen Hürden verbunden. Es braucht nicht nur Fachpersonal, sondern auch institutionelle Rückendeckung, Fördermittel und langfristige Forschungsstrukturen. Aktuell finanziert sich die Society ausschließlich über private und philanthropische Spenden. Staatliche Fördergelder erhält sie nicht. Trotzdem zeigt sich Cifone zuversichtlich. Offener Widerstand aus der Wissenschaftsgemeinde sei bislang kaum spürbar.

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Langfristiges Ziel ist der Aufbau eines interdisziplinären Forschungsfeldes, das sich konsequent von Sensationsjournalismus und bloßer Spekulation abgrenzt. Entsprechend versteht sich die SUAPS als Plattform für eine systematische, transparente und kritisch kontrollierte Erforschung der UAP-Thematik.

Fachjournal „Limina“ mit zweiter Ausgabe

Zur Kommunikation und fachlichen Publikation der interdisziplinären Forschungsergebnisse und Debatten gibt die SUAPS zudem mit „Limina – The Journal of UAP-Studies“ halbjährliche auch ein peer-reviewtes Fachjournal heraus, dessen zweite Ausgabe neben der allgemein zugänglichen Online-Ausgabe auf der Konferenz auch in gedruckter Form vorgestellt wurde.

Die beiden bisherigen Ausgaben vom „Limina – The Journal for UAP-Studies“.Quelle: limina.uapstudies.org/
Die beiden bisherigen Ausgaben vom „Limina – The Journal for UAP-Studies“.
Quelle: limina.uapstudies.org/

Cifone bringt den Anspruch der Bewegung abschließend nüchtern auf den Punkt: Nicht die spektakuläre Deutung stehe im Vordergrund – sondern die methodisch saubere Arbeit. Erst dadurch könne aus jahrzehntelangem Rätselraten ein belastbares wissenschaftliches Verständnis entstehen.

WEITERE MELDUNGEN
UFO-Workshop: US-UFO-Untersuchungsbehörde AARO öffnet sich der Wissenschaft 4. September 2025
IFEX: SETI & UAP Konferenz 2025 an der Universität Würzburg 23. August 2025
AURA/UPWARD: Neue Fördersysteme für UFO/UAP-Forschungsprojekte 24. Juli 2025

Recherchequelle: USA Today, eigenen Recherche grenzwissenschaft-aktuell.de

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