SETI-Institute beschleunigt Suche nach außerirdischem Leben mit neuer KI-Technologie

Geschrieben am 04.11.2025
von Andreas Müller

Mountain View (USA) – Das SETI-Institute hat angekündigt, künftig eine hochmoderne KI-Plattform des US-Technologiekonzerns NVIDIA in seiner Suche nach intelligentem Leben im All einzusetzen.

Copyright: SETI Institute
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Wie das Institut berichtet, soll die neue Hardware „IGX Thor“ direkt am „Allen Telescope Array“ (ATA) in Nordkalifornien installiert werden und dort erstmals eine KI-gestützte Echtzeitanalyse von Radiosignalen ermöglichen.

Das Allen Telescope Array, bestehend aus derzeit 42 Antennen und ist eines der zentralen Werkzeuge des SETI-Instituts. Es durchsucht kontinuierlich den Himmel nach Radiosignalen, die auf astrophysikalische Ereignisse oder potenziell technologische Aktivitäten außerhalb unseres Sonnensystems hinweisen könnten.

Künstliche Intelligenz im Dienst der SETI-Forschung

Mit der Einführung der NVIDIA-Plattform IGX Thor will das Institut die Auswertung der gewaltigen Datenmengen erheblich beschleunigen. Bislang mussten die von den Antennen empfangenen Signale über externe Systeme verarbeitet werden – ein Vorgang, der selbst bei modernster Rechenleistung wertvolle Zeit kostete.

„NVIDIA IGX Thor ermöglicht es uns, KI-basierte Auswertungen und GPU-beschleunigte Signalverarbeitung direkt am Teleskop durchzuführen“, erklärt Luigi Cruz, leitender Ingenieur am SETI-Institute. „Das kompakte Design und die Energieeffizienz dieser Plattform machen sie ideal für unsere nächste Generation der Datenanalyse, die auf NVIDIA Holoscan basiert.“

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Durch diese Integration kann die KI künftig Anomalien, also ungewöhnliche Signalverläufe oder Muster in der Datenflut, in Echtzeit erkennen und klassifizieren. Das könnte nicht nur helfen, natürliche Phänomene wie sogenannte Fast Radio Bursts (FRBs, Schnelle Radioausbrüche) schneller zu identifizieren, sondern auch die Suche nach bislang unerklärten Signalen deutlich effizienter machen.

Hintergrund: Das SETI-Institute
Das 1984 gegründete SETI Institute ist eine unabhängige, gemeinnützige Forschungseinrichtung mit Sitz in Kalifornien. Ziel der Organisation ist es, den Ursprung und die Verbreitung von Leben und Intelligenz im Universum zu erforschen. Neben der Signalbeobachtung im Radiobereich betreibt das Institut Projekte in den Bereichen Astrobiologie, Planetenforschung und Datenanalyse. Zu den langjährigen Partnern zählen die NASA, die National Science Foundation (NSF) sowie zahlreiche Universitäten und Technologieunternehmen.

Vom „Fast Radio Burst“ zur interstellaren Signatur

Bereits mit der Vorgängerplattform „IGX Orin“ konnte das SETI-Team 2024 die weltweit erste Echtzeit-KI-Suche nach FRBs demonstrieren. Diese extrem kurzen, aber energiegeladenen Radioblitze dauern nur Millisekunden und stammen aus weit entfernten Galaxien. Ihre Herkunft ist bis heute nicht vollständig geklärt. Einige werden mit Magnetaren in Verbindung gebracht, andere bleiben rätselhaft.

Mit „IGX Thor“ wird das System nun deutlich leistungsfähiger. Es erlaubt, gleichzeitig größere Himmelsausschnitte zu überwachen und wesentlich empfindlicher auf schwache oder flüchtige Signale zu reagieren. Dadurch steigt auch die Chance, mögliche technologische Signale – sogenannte Technosignaturen – im Datenrauschen zu entdecken.

„Durch die Kombination wissenschaftlicher Neugier mit modernster Technologie verändern wir grundlegend, wie wir das Universum erforschen“, sagt Dr. Andrew Siemion, Direktor des SETI-Instituts und Inhaber des Bernard-M.-Oliver-Lehrstuhls. „Mit der neuen NVIDIA-Plattform können wir komplexe KI-Modelle direkt am Teleskop ausführen – ein gewaltiger Fortschritt für unsere Mission.“

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Hightech aus der Industrie für die Astronomie

Die NVIDIA IGX Thor-Plattform wurde ursprünglich für industrielle Anwendungen entwickelt, etwa für medizinische Bildgebung oder automatisierte Sicherheitssysteme. Ihre hohe Zuverlässigkeit und Echtzeitfähigkeit machen sie nun auch für wissenschaftliche Hochleistungsanwendungen attraktiv.

Dass eine Technologie, die sonst in Fabriken oder Krankenhäusern eingesetzt wird, nun an der Spitze der außerirdischen Lebenssuche steht, zeigt die zunehmende Verschmelzung von KI-Forschung und Astronomie. Die gleichen Systeme, die in der Industrie Arbeitsprozesse sichern, könnten nun helfen, Antworten auf eine der ältesten Fragen der Menschheit zu finden: Sind wir allein im Universum?

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Recherchequelle: SETI Insititute

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