Webb: Erste Hinweise auf Atmosphäre um potenziell lebensfreundlichen Planeten um TRAPPIST-1

Geschrieben am 11.09.2025
von Andreas Müller

St. Andrews (Großbritannien) – Neuste Beobachtungen mit dem James-Webb-Space-Telescope (JWST) liefern erstmals Anzeichen für eine Atmosphäre um einen erdgroßen Exoplaneten TRAPPIST-1e, der den sonnennahen Stern TRAPPIST-1 innerhalb dessen habitabler Zone umkreist.

Das Webb-Transmissionsspektrum des nur 40 Lichtjahre entfernten Exoplaneten TRAPPIST-1e (Illu.)Quelle/Copyright: MacDonald et al., Astrophysical Journal Letters 2025, NASA, ESA, CSA, J. Olmsted (STScI)
Das Webb-Transmissionsspektrum des nur 40 Lichtjahre entfernten Exoplaneten TRAPPIST-1e (Illu.)
Quelle/Copyright: MacDonald et al., Astrophysical Journal Letters 2025, NASA, ESA, CSA, J. Olmsted (STScI)

Ein System mit sieben Planeten

Das TRAPPIST-1-System befindet sich gerade einmal 40 Lichtjahre von der Erde entfernt. Der rote Zwergstern wird von insgesamt sieben felsige, erdgroßen Planeten umkreist. Einige davon umkreisen ihren Stern auch innerhalb dessen sogenannter habitablen Zone. Diese lebensfreundliche Zone beschreibt jene Abstandsregion, innerhalb derer ein Planet seinen Stern umkreisen muss, damit aufgrund gemäßigter Temperaturen Wasser in flüssiger Form (und damit die Grundlage zumindest erdähnlichen Lebens) existieren kann. Besonders der vierte Planet des Systems, TRAPPIST-1e, gilt als einer der vielversprechendsten Kandidaten für lebensfreundliche Bedingungen außerhalb unseres Sonnensystems (…GreWi berichtete).

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Wie das Team um Dr. Ryan MacDonald von der University of St Andrews aktuell in gleich zwei Artikeln im Fachjournal „Astrophysical Journal Letters“ (DOI: 10.3847/2041-8213/adf42e) berichtet, waren die bisherigen Webb-Daten durch die starke stellare Aktivität des Muttersterns noch zu stark verunreinigt, was die Suche nach atmosphärischen Signaturen extrem erschwerte.

Jetzt nutzte das Team das NIRSpec-Instrument des JWST, ein hochsensibles Nahinfrarot-Spektrometer. Während TRAPPIST-1e vor seinem Stern vorbeizog, wurde ein Teil des Sternenlichts durch die mögliche Atmosphäre des Planeten gefiltert. Aus den Veränderungen im Lichtspektrum lassen sich chemische Bestandteile ableiten. Gleichzeitig mussten die Forschenden jedoch störende Einflüsse sogenannter Sternflecken auf der Sternoberfläche aufwendig aus diesen Transitdaten herausrechnen.

Atmosphäre oder blanker Fels

Nach über einem Jahr detaillierter Korrekturen gelang es den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen nun, die planetaren Signale von den stellaren Störeinflüssen zu trennen.

Die ersten Resultate deuten auf zwei mögliche Szenarien hin: „Entweder verfügt TRAPPIST-1e über eine sogenannte Sekundäratmosphäre aus schweren Gasen wie Stickstoff – oder der Planet ist ein bloßerFels,s gänzlich ohne schützende Hülle.“

„Die Aussicht auf eine Stickstoff-Atmosphäre ist natürlich die aufregendere Möglichkeit“, betont MacDonald. „Doch wir können im Moment noch nicht ausschließen, dass es sich um eine nackte, atmosphärenlose Welt handelt.“

Die internationale Forschergruppe, an der mehr als 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Großbritannien, den USA und Indien beteiligt sind, setzt ihre Beobachtungen deshalb fort. Schon jetzt sind weitere JWST-Messungen geplant, um die Zahl der Transits von bisher vier auf fast zwanzig zu erhöhen. Mit jeder zusätzlichen Beobachtung steigt die Genauigkeit, mit der die Zusammensetzung einer potenziellen Atmosphäre entschlüsselt werden kann.

Grafischer Vergleich des Sonnensystems (u.) mit dem Planetensystem um den Stern Trappist-1 (o.) mit sieben dichtgepackten erdartigen Planeten – mindestens drei davon umkreisen ihren Stern innerhalb dessen lebensfreundlicher Zone. (Illu.) Copyright: NASA/JPL-Caltech
Grafischer Vergleich des Sonnensystems (u.) mit dem Planetensystem um den Stern Trappist-1 (o.) mit sieben dichtgepackten erdartigen Planeten – mindestens drei davon umkreisen ihren Stern innerhalb dessen lebensfreundlicher Zone. (Illu.)
Copyright: NASA/JPL-Caltech

Die Untersuchungen sind Teil des groß angelegten JWST-TST DREAMS-Programms („Deep Reconnaissance of Exoplanet Atmospheres through Multi-instrument Spectroscopy“), das von Prof. Nikole Lewis von der Cornell University in den USA geleitet wird. Ziel ist es,mithilfee des James-Webb-Teleskops die Atmosphären erdähnlicher Exoplaneten in bislang unerreichter Präzision zu untersuchen.

Die bisherigen Ergebnisse zu TRAPPIST-1e markieren dabei einen entscheidenden Meilenstein. Sollte sich der Nachweis einer Sekundäratmosphäre erhärten, wäre dies ein starkes Indiz für mögliche lebensfreundliche Bedingungen – und damit auch für die Existenz flüssigen Wassers auf der Planetenoberfläche. Damit würde TRAPPIST-1e zu einem der bislang besten Kandidaten für außerirdisches Leben avancieren.

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Recherchequelle: University of St Andrews

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