NASA verkündet: Rover findet bislang beste Belege für einstiges Leben auf dem Mars

Geschrieben am 10.09.2025
von Andreas Müller

Washington (USA) – Auf einer Medien-Telekonferenz hat die US-Raumfahrtbehörde NASA die bislang „besten Belege für einstiges urzeitliches Leben auf dem Mars“ veröffentlicht.

Diese Flecken auf Gesteinsproben stellen laut NASA die bislang besten Hinweis für einstiges urzeitliches Leben auf dem Mars dar.Copyright/Quelle: NASA
Diese Flecken auf Gesteinsproben stellen laut NASA die bislang besten Hinweis für einstiges urzeitliches Leben auf dem Mars dar.
Copyright/Quelle: NASA

Damit bestätigte sich die zuvor von u. a. von GreWi gehegte Vermutung, dass die Entdeckung von fleckenartiger Spuren auf Gesteinsproben im Neretva Vallis, von der die beteiligten Wissenschaftler schon 2024 berichtet hatten, tatsächlich dem, was wir auf der Erde als Beweis für einstiges Leben bezeichnen würden – sogenannte Biosignaturen – am nächsten kommt.

„Nachdem zuvor schon mehrmals vermeintliche Entdeckungen von fossilen Marsmikroben auch alternativ als Ergebnisse non-biologischer Prozesse diskutiert wurden, haben unsere Wissenschaftler diese Entdeckung ein Jahr lang geprüft und nach alternativen Erklärungen gesucht“, erläuterte der kommissarische NASA-Administrator, US-Verkehrsminister Sean Duffy zu Beginn.

Die bislang besten potenzielle Biosignatur auf dem Mars

„Bei den Leopardenflecken-artigen Spuren handelt es sich allerdings um eine Signatur, also die Hinterlassenschaften möglicher Mikroben. Es handelt sich bei diesen Spuren also nicht um Leben selbst“, erläuterte Nicky Fox, stellvertretende Administratorin des Science Mission Directorate am NASA-Hauptquartier. Während eine biologische Herkunft dieser Spuren derzeit noch nicht eindeutig beweisen werden könne, sind sich die NASA-Wissenschaftler und -Wissenschaftlerinnen indes nach intensiver Prüfung der Daten zu dem Schluss gekommen, dass es sich um „eine Signatur handelt, wie sie auf der Erde als eindeutiges Anzeichen für einstiges Leben gewertet werden würde“ – eben eine Biosignatur.

„Eine potenzielle Biosignatur ist eine Substanz oder Struktur, die möglicherweise einen biologischen Ursprung hat, aber mehr Daten oder weitere Untersuchungen erfordert, bevor eine Schlussfolgerung über die Abwesenheit oder Anwesenheit von Leben gezogen werden kann.“

Zeitgleich mit der NASA-Pressekonferenz erschien eine begleitende Studie des Teams um Joel A. Hurowitz von der im Fachjournal „Nature“ (DOI: 10.1038/s41586-025-09413-0) von der Stony Brook University in New York. Auch diese unterstreicht, dass es sich lediglich um die bislang besten Signatur „potenziellen Lebens“ auf dem Mars, jedoch noch nicht um dessen eindeutigen Nachweis handele. Diese könne erst durch den Rücktransport der entnommenen Proben zur Erde und nach deren Analyse in irdischen Labors entschieden werden. „Mit der Veröffentlichung dieses peer-reviewten Ergebnisses stellt die NASA diese Daten der breiteren wissenschaftlichen Gemeinschaft zur Verfügung, um sie weiter zu untersuchen und ihr biologisches Potenzial zu bestätigen oder zu widerlegen“, so Fox.

Die Entdeckung

2024 stellten die wissenschaftlichen Instrumente des Rovers fest, dass die rund 4,5 Milliarden Jahre alten Sedimentgesteine der Formation aus Ton und Schluff bestehen, die auf der Erde ausgezeichnete Konservatoren von vergangenem mikrobiellen Leben sind. Außerdem sind sie reich an organischem Kohlenstoff, Schwefel, oxidiertem Eisen (Rost) und Phosphor.

„Die Kombination chemischer Verbindungen, die wir in der sog. Bright Angel-Formation gefunden haben, könnte eine reiche Energiequelle für mikrobielle Stoffwechselprozesse gewesen sein“, erläutert Joel Hurowitz. „Aber nur weil wir all diese überzeugenden chemischen Signaturen in den Daten gesehen haben, bedeutete das nicht automatisch, dass wir eine potenzielle Biosignatur vor uns hatten. Wir mussten analysieren, was diese Daten bedeuten könnten.“

Hierzu sammelten die Instrumente PIXL (Planetary Instrument for X-ray Lithochemistry) und SHERLOC (Scanning Habitable Environments with Raman & Luminescence for Organics & Chemicals) Daten über das betroffene Gestein. Während der Untersuchung der Gesteinsformation, einem pfeilförmigen Gestein mit den Maßen 1 Meter mal 0,6 Meter, entdeckten die NASA-Forschenden scheinbar farbige Flecken. „Diese Flecken könnten von mikrobiellem Leben hinterlassen worden sein, falls es die Rohstoffe – den organischen Kohlenstoff, Schwefel und Phosphor – im Gestein als Energiequelle genutzt hatte.“

In höher aufgelösten Bildern fanden die Instrumente ein deutliches Muster von Mineralien, die in sogenannten Reaktionsfronten (Kontaktzonen, an denen chemische und physikalische Reaktionen stattfinden) angeordnet waren, das das Team „Leopardenflecken“ nannte. „Diese Flecken trugen die Signatur von zwei eisenreichen Mineralien: Vivianit (hydratisiertes Eisenphosphat) und Greigit (Eisensulfid). Vivianit wird auf der Erde häufig in Sedimenten, Mooren und in der Nähe von verrottendem organischem Material gefunden. Ähnlich können bestimmte Formen von mikrobiellen Lebens auf der Erde Greigit produzieren.“

Die Kombination dieser Mineralien, die offenbar durch Elektronenübertragungsreaktionen zwischen dem Sediment und organischem Material entstanden, stelle einen potenziellen Fingerabdruck für mikrobielles Leben dar, das diese Reaktionen genutzt haben könnte, um Energie für sein Wachstum zu gewinnen, vermutet das Team um Hurowitz. „Die Mineralien können jedoch auch abiotisch entstehen, also ohne Anwesenheit von Leben.“

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Dennoch war die Entdeckung besonders überraschend, weil sie einige der jüngsten Sedimentgesteine betrifft, die die Mission bislang untersucht hat. „Eine frühere Hypothese ging davon aus, dass Anzeichen für uraltes Leben auf ältere Gesteinsformationen beschränkt wären. Dieser Fund deutet darauf hin, dass der Mars über einen längeren Zeitraum oder in einer späteren Phase seiner Geschichte bewohnbar gewesen sein könnte, als bisher angenommen, und dass ältere Gesteine möglicherweise ebenfalls Lebensspuren enthalten, die nur schwerer nachzuweisen sind“, so der Planetenwissenschaftler weiter.

Weitere Untersuchungen nötig

„Astrobiologische Behauptungen, insbesondere solche, die sich auf die potenzielle Entdeckung vergangenen außerirdischen Lebens beziehen, erfordern außergewöhnliche Beweise“, fügte Katie Stack Morgan, Perseverance-Projektwissenschaftlerin am Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA hinzu. „Eine so bedeutende Entdeckung wie eine potenzielle Biosignatur auf dem Mars in einer peer-reviewten Veröffentlichung unterzubringen, ist ein entscheidender Schritt im wissenschaftlichen Prozess, weil er die Strenge, Gültigkeit und Bedeutung unserer Ergebnisse sicherstellt. Und obwohl abiotische Erklärungen für das, was wir hier sehen, weniger wahrscheinlich sind, angesichts der Ergebnisse der Studie, können wir sie noch immer nicht ausschließen.“

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Recherchequelle: NASA, Nature

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