Kontroverse: US-Abgeordneter veröffentlicht neues UFO-Video

Geschrieben am 10.09.2025
von Andreas Müller

Washington (USA) – Neben den Aussagen der fünf geladenen Zeugen wurde auf der gestrigen UFO/UA-Anhörung der „Task Force zur Deklassifizierung von Regierungsgeheimnissen“ am US-Kongress auch ein bislang unbekanntes Video gezeigt, das den versuchten Abschuss eines unidentifizierten Flugobjekts zeigen soll. Erwartungsgemäß sorgt das Video seither für kontroverse Diskussionen.

Standbild aus dem von Eric Burlison gezeigten Video.Copyright/Quelle: oversight.house.gov
Standbild aus dem von Eric Burlison gezeigten Video.
Copyright/Quelle: oversight.house.gov

Während zwei der geladenen militärischen Zeugen (Nuccetelli und Borland) zwar eindrucksvoll aber leider nur anekdotisch, von ihren persönlichen UFO-Sichtungen berichteten, konnten die Aussagen von Chief Alexandro Wigggins immerhin mit einem allerdings schon zuvor veröffentlichten Videomitschnitt eines Teils der UAP-Detektion durch die USS Jackson am 15. Februar 2023 vor der Südküste Kaliforniens (…GreWi berichtete) veranschaulicht werden.

– Die vollständigen Aussagen der geladenen Zeugen der UAP-Anhörung vom 9. September 2025 finden Sie HIER

Neues UAP-Video

Einen weiteren Film-Einspieler lieferte dann – allerdings ohne direkten Bezug zu einer der Zeugenaussagen – der republikanische Abgeordnete Eric Burlison. Nachdem er erneut berichtete, wie er und andere Abgeordnete von Briefings und dem Erhalt klassifizierter Informationen abgehalten wurde, erklärte er eindrücklich: „Genug ist genug“ und zeigte ein an ihn geleaktes militärisches Video zu dem er erklärte, dass dieses am 30. Oktober 2024 von einer US-amerikanischen MQ9-(Reaper)-Drohne im Yemen aufgezeichnet wurde.

„Dieses Video stammt von einr MQ9-Drohne, die ein kugelförmiges Objekt vor der Küste des Yemens ins Visier genommen hat. [Im Video] sehen wir, wie eine andere MQ9 eine Hellfire-Rakete gestartet, bzw. diese Drohne selbst ist auf dem Video nicht zu sehen, und sie können selbst sehr genau sehen, was [dieser Treffer] anrichtet.“

Tatsächlich zeigt die Aufnahme, dass das Objekt vom vermeintlichen Treffer der Rakete mehr oder weniger unbehelligt, seinen Weg über das Wasser fortsetzt.

Leider liefert Burlison jedoch keine weiteren Hintergrundinformationen zu gezeigten Aufnahme.

An späterer Stelle befragt die Vorsitzende der Anhörung und Task Force, die Abgeordneten Anna Paulina Luna unter Verweis auf das Video die anwesenden Zeugen mit konkreter Berufserfahrung mit der sensorischen Detektion um eine Bewertung.

Auf Lunas Frage, ob die Zeugen Kenntnis über Technologien aus dem Arselnal der US-Regierung haben, einer Hellfire-Rakete derart entgehen können, wie es das Objekt im Video tue, antworten alle anwesenden Zeugen (darunter auch militärische Zeugen der US-Navy) mit “nein”. Die Frage, ob dieses Video die Zeugen erschrecke, beantworten diese mehrheitlich mit „ja“.

Was zeigt das Video?

Während sich durch die wenigen gelieferten Hintergrundinformationen bei vielen Betrachtern der Eindruck verfestigt hat, dass hier der Abschuss eines UFOs bzw UAP zu sehen ist, zeigt das Video selbst jedoch offenbar eine etwas andere Situation.

Zunächst gehen aus der Aufnahme selbst keine Spezifikationen hervor. Es bleibt dem Zuschauer also überlassen, die Aussagen des Abgerodneten zu glauben, dass hier das zunächst von der MQ9 getrackten Objekt tatsächlich mit einer US-Rakete vom Typ Hellfire beschossen wird. Es liegen bislang keine Informationen darüber vor, warum diese Raketen abgeschossen wurde. Solche Informationen sollten sich jedoch bei entsprechender Recherche anhand der Meta-Daten in den Logbüchern der Abschuss-Plattform (laut Burlison eine weitere MQ9) finden lassen.

Zu sehen ist dann zwar die Kollision der „Rakete“ mit dem getrackten Objekt. Allerdings kommt es offenbar nicht zu einer Explosion, obwohl das Objekt beim Zusammenprall deformiert und offenbar kleine Teile davon absplittern. Danach ist zu sehen, wie das Objekt seinen Weg über das Wasser fortsetzt.

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Kritische Analysen

Während die einen, darunter offenbar auch die Zeugen der gestrigen UAP-Anhörung, der Meinung sind, dass wir mit diesem Objekt ein Objekt sehen, dass über ungewöhnliche bis hin zu exotischen Eigenschaften verfügt (wenn es nicht zuletzt die Kollision mit einer Hellfire-Rakete vermeintlich unbeschadet übersteht), zeigen sich UFO-Skeptiker erwartungsgemäß wenig überzeugt von einer ungewöhnlichen Natur dieses Objekts.

Federführend für diese Fraktion steht einmal mehr der US-UF-Skeptiker Mick West. In einer ersten Analyse legt er seine Vermutung dar, wonach es sich bei dem Objekt vermutlich um einen Ballon, vielleicht ein entsprechendes Test- oder feindliches Ziel, handelt, dessen vermeintlich ungewöhnlich hohe Geschwindigkeit das Ergebnis perspektivischer Parallaxe und nicht des tatsächlichen Tempos des Objekts über dem Wasser ist. Vielmehr vermutet West sogar, dass sich das Objekt selbst in Wirklichkeit vielleicht so gut wie gar nicht bewegt. Vergleichbar ist dieser Parallaxen-Effekt mit einem Gebäude, das aus einem vorbeifajrenden Zug und vor dem eigenen Hintergrund ebenfalls den Eindruck einer schnellen Fortbewegung erzeugt. West untermauert seine Vermutung mit der Auswertung der (allerdings nur jeweils teilweise) am Bildrand sichtbaren Telemetriedaten. „Offensichtlich führte der Treffer der Rakete nicht zu einer Explosion, weshalb diese ihren Weg auch fortsetzt, während das Objekt getroffen und durchaus beschädigt, sogar taumelnd seinen (durch die Kollision jedoch abgelenkten) Kurs, jedoch langsam getroffen absinkend, fortsetzt.“ Abschließend erklärt West: „Ich glaube nicht, dass wir hier irgendeine Demonstration erstaunlicher Fähigkeiten sehen, auch wenn wir nicht genau wissen, um was es sich bei diesem Objekt handelt. Es gibt also keinen Grund hier Aliens oder fortschrittliche Technologien hineinzudeuten.“


Auch weniger skeptische eingestellte Beobachter, wie der UFO-Forscher und Filmemacher Joe Murgia zeigen sich von einer exotischen Natur des Objekts wenig überzeugt. Ein angeblich (und offenbar) mit der Materie vertrauter Leser schreibt hierzu in einem Forum:

– Die AGM-114R Hellfire, die von der MQ-9 getragen wird, bietet zwei Zündmodi: Aufschlagzünder oder Luftdetonation. Gegen Luftziele würde der Aufschlagzünder verwendet.

– Die Detonation erfolgte wahrscheinlich nicht, weil das Ziel zu weich oder zu leicht war, um die erforderliche Rückstoßkraft zu erzeugen. Ein Blindgängerzünder bleibt möglich, ist aber weniger wahrscheinlich.

– Selbst ohne Detonation sollte eine 40-kg-Rakete, die mit bis zu Mach 1,3 fliegt, ein solides Ziel zerstört haben. Das Überleben des Ziels deutet auf eine extrem leichte, ballonartige oder mit Folie bespannte Struktur hin.

Beobachtete Effekte

– Es kam zu einem Kontakt, wobei die Rakete hindurchging. Die scheinbare „Ablenkung“ war das Suchverhalten des Lenksystems nach dem Laserpunkt, wodurch die Steuerflächen unruhig ausschlugen

– Die drei „nachfolgenden“ Objekte passen besser zu Trümmern oder internen Komponenten, die durch elektrische Schäden entzündet wurden, als zu Raketensplittern. IR-Artefakte sind möglich, hier jedoch unwahrscheinlich.

– Das Ziel wurde durchschlagen oder deformiert, was mit einem dünnwandigen Ballon übereinstimmt, der Elektronik transportierte.

Kinematik

– Winkeländerung und Entfernungsdaten ergeben eine scheinbare Geschwindigkeit von ~110 m/s, nahezu identisch mit der Reisegeschwindigkeit der Reaper. Dies deutet darauf hin, dass das Ziel im Wesentlichen stationär in Bezug auf den Boden war, wobei die Bewegung durch Parallaxe erklärt wird.

– Trümmer, die die Flugbahn beibehielten, entsprechen sehr leichtem Material, das durch Luftströmung oder Wind getragen wurde.

Thermische Signatur

– Im WHOT (weiß=heiß) erscheinen sowohl die Rakete als auch das Ziel heiß. Die Helligkeit des Ziels könnte von Elektronik stammen, die die Außenhaut erwärmt, oder von Sonnenabsorption im Vergleich zum kalten Meeres­hintergrund.

– Falls folienbasiert, würde die Abkühlung rasch erfolgen; anhaltende Wärme weist auf interne Komponenten hin.

Gesamtbewertung

– Die Beweislage ist am ehesten konsistent mit einem sich langsam bewegenden oder stationären Ballon, der eine elektrische Nutzlast trägt und von einer Hellfire getroffen wurde, die nicht detonierte.

– „Anomalien“ ergeben sich aus Zündermechanik, Parallaxe, Trümmereigenschaften und IR-Effekten, nicht aus exotischer Technologie.

– Der rätselhafteste Faktor ist die Entscheidung, eine teure Hellfire gegen ein solches Ziel einzusetzen, was darauf hindeutet, dass das Video möglicherweise eine Testabschuss-Situation zeigt, die später als UAP-Einsatz dargestellt wurde.

GreWi meint…

Das gezeigte Video stellt leider ein weiteres Beispiel dafür dar, wie wenig hilfreich derart geleakte Aufnahmen selbst aus militärischer Quelle sind, wenn sie nicht auch mit kontextualisierten Informationen und Metadaten einhergehen. Tatsächich ist davon auszugehen, dass die Daten rund um den Abschuss einer derartigen Rakete in den Logbüchern zur Abschussplattform vorhanden sind. Erst wenn diese Vorliegen können konventionelle Erklärungen wie ein Testobjekt, ein gezielter Abschuss einer feindlichen Plattform (…im Yemen kämen hierfür aktuell beispielsweise die Huthie infrage) oder eines feindlichen Spionageballons, ausgeschlossen werden. Ohne diese Informationen bleibt auch dieses Video ein weiteres „Filmchen“ von nur wenig wissenschaftlichen Wert.

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