Doha (Katar) – In den letzten dreißig Jahren hat die Menschheit Tausende von Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt und die Entdeckung außerirdischen Lebens könnte unmittelbar bevorstehen. Ein neues Buch nähert sich der Frage nach dem Verhältnis zwischen der Vorstellung außerirdischen Lebens und außerirdischer Intelligenz zu islamischen Glaubensvorstellungen und wie sich deren Entdeckung auf die islamische Theologie auswirken könnte.

Copyright/Quelle: I.B. Tauris
In ihrem bislang nur in englischer Sprache erschienenen Buch mit dem Titel „Islamic Theology and Extraterrestrial Life – New Frontiers in Science and Religion“ vereinen die beiden Herausgeber zahlreiche Fachbeiträge zur Thematik aus einer Vielzahl unterschiedlicher Perspektiven sowohl aus sunnitischer als auch aus schiitischer Sicht, aus verschiedenen muslimischen Kontexten, sowie Kapitel, die islamische Ansichten mit dem Christentum vergleichen und gegenüberstellen. Zu den Beiträgern gehören einige der führenden Islam-Experten zur muslimischen Theologie, von Religionswissenschaftlern und Philosophen über Historiker und Sozialwissenschaftler bis hin zu Naturwissenschaftlern.
Neben Fragen, wie sich die Vorstellung nicht nur von außerirdischem Leben, sondern auch von außerirdischer Intelligenz aber auch die Metaphysik und Wissenschaften mit den heiligen Schriften vereinen lassen, diskutieren die Fachbeiträge auch Fragen, ob außerirdisches Leben sogar in einigen Suren beschrieben wird; welche eschatologischen Auswirkungen und moralische Fragen nach Verantwortlichkeiten das Konzept außerirdischen Lebens mit sich bringt, sowie Überlegungen über mögliche Konflikte zwischen der Annahmen intelligenten außerirdischen Lebens und islamischen Glaubensvorstellungen. Ein anderer Beitrag bezieht auch exotheologische Hypothesen der „Islamic UFO Community“ sowie Darstellungen in zeitgenössischer ägyptischer Science Fiction in die Diskussion mit ein.
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Gemeinsam mit Determanns 2023 erschienenen Buch „Islam, Science Fiction and Extretarrestrial Life: The Culture of Astrobiology in the Muslim World“ (…GreWi berichtete) füllt auch diese, erstmals 2024 als Hardcover erschienene Textsammlung eine wichtige Lücke in der Diskussion um außerirdisches Leben und dem UFO-Phänomen aus islamischer Sicht.
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Entsprechend positiv wird das Buch denn auch in der Wissenschaftsgemeinde aufgenommen. So schreibt der ehemalige Chef-Historiker der NASA (ehem. Baruch S. Blumberg NASA/Library of Congress Chair in Astrobiology), Steven J. Dick:
„Dieses bahnbrechende interdisziplinäre Werk schließt eine große Lücke in unseren Diskussionen über die theologischen Auswirkungen der Entdeckung außerirdischer Intelligenz. Bisher lag der Schwerpunkt auf dem Christentum, doch zum ersten Mal haben wir nun mehrere wissenschaftliche Perspektiven zu den möglichen Folgen für die islamische Theologie und die zwei Milliarden Muslime auf der Erde. Dies ist ein bedeutender Beitrag zu dem neuen und wachsenden Forschungsfeld der Astrotheologie und sollte von allen gelesen werden, die sich für die zukünftige Entwicklung der Religionen auf der Erde interessieren.“
„Mit dem wachsenden Bewusstsein, dass wir eine globale Gemeinschaft auf der Erde sind, beschäftigen sich Forscher zunehmend auch mit der Frage, ob wir allein sind. Was würde eine Begegnung mit Außerirdischen für unsere Annahmen über die Natur der Wirklichkeit, über den Menschen, über Götter und für einige der grundlegendsten theologischen und ethischen Fragen bedeuten – etwa in Bezug auf das Gute, auf Vergeltung und auf das Leben der Seele? Dies erinnert uns auch an die Bedeutung der philosophischen und theologischen Fragen, die durch Science-Fiction aufgeworfen werden und die es wert sind, weiterverfolgt zu werden – insbesondere im Hinblick auf die Deutung eines muslimischen Futurismus. Dieses bahnbrechende Werk – und es besteht kaum Zweifel, dass es nicht nur das erste seiner Art ist, sondern auch ein breiteres Feld an der Schnittstelle zwischen Islamwissenschaft und Exotheologie eröffnen möchte – versucht, genau diese Fragen anzugehen, indem es die Ressourcen und Möglichkeiten innerhalb der islamischen Traditionen (im Plural!) untersucht, um positive Theologien für die Zukunft zu entwerfen“, meint Porf. Sajjad Rizvi von der University of Exeter und bezeichnet das Buch als „spannende neue Wendung in der Literatur zu Religion und Wissenschaft.“
Jörg Matthias Determann ist Associate Professor an der Virginia Commonwealth University School of the Arts in Katar mit einem gesonderten Forschungsinteresse an der Geschichte von Wissenschaft und Forschung in der muslimischen Welt und hat hierzu bereits umfangreich, etwa zur Historiographie in Saudi-Arabien; der Erforschung von Biologie und Evolution in den Golfstaaten; Weltraumwissenschaften und der arabischen Welt publiziert.
Shoaib Ahmed Malik, Visiting Researcher at St Mary’s University hat sich auf interdisziplinäre Studien zu Islam und Wissenschaft spezialisiert und ist unter anderem Autor des 2021 erschienenen Buches “Islam and Evolution: Al-Ghazali and the Modern Evolutionary Paradigm“.
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