Analyse: Von hier aus hätten Außerirdische die besten Chancen, unsere Funksignale zu empfangen

Geschrieben am 21.08.2025
von Andreas Müller

State College (USA) – Wenn außerirdische Intelligenzen nach uns suchen: Wann und wo hätten sie die besten Chancen, unsere Radiosignale aus dem All aufzufangen? Eine aktuelle Analyse zeigt, dass unsere stärksten interplanetaren Funksignale vor allem in bestimmten Ausrichtungen des Sonnensystems weit ins All hinausstrahlen – und dort möglicherweise seit Jahrzehnten „hörbar“ sind. Umgekehrt können uns die Ergebnisse auch bei unserer eigenen Suche nach außerirdischen leiten.

Künstlerische Darstellung: Menschliche Radiosignale aus dem Deep-Space-Network (DSN) strahlen entlang der Bahnebenen des Sonnensystems ins All hinaus. Vor allem bei Konstellationen wie Erde-Mars-Ausrichtungen könnten außerirdische Zivilisationen diese Signale auffangen.Copyright: NASA/JPL-Caltech
Künstlerische Darstellung: Menschliche Radiosignale aus dem Deep-Space-Network (DSN) strahlen entlang der Bahnebenen des Sonnensystems ins All hinaus. Vor allem bei Konstellationen wie Erde-Mars-Ausrichtungen könnten außerirdische Zivilisationen diese Signale auffangen.
Copyright: NASA/JPL-Caltech

Grundlage der Untersuchung durch Forschende der Pennsylvania State University (Penn State) und des Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA waren die Daten des „NASA-Deep-Space-Networks“ (DSN). Hierbei handelt es sich um ein weltumspannendes Netz riesiger Antennen, über das Missionen wie „New Horizons“ oder das „James Webb Space Telescope“ (JWST) gesteuert und mit Daten versorgt werden. Über diese Anlagen senden wir die stärksten und dauerhaftesten Radiosignale der Menschheit ins All.

„Die meisten dieser Übertragungen richten sich an Sonden beim Mars“, erklärt der Erstautor der aktuell im Fachjournal „Astrophysical Journal Letters“ (DOI: 10.3847/2041-8213/adf6b0) erschienenen Studie, Pinchen Fan von der Penn State. „Doch der Planet blockiert die Strahlung nicht vollständig. Ein Beobachter, der zufällig entlang dieser Verbindungslinie sitzt, könnte die Überschussstrahlung auffangen, besonders, wenn Erde und Mars von seinem Standpunkt aus gerade ausgerichtet sind.“

77 Prozent Trefferwahrscheinlichkeit bei Erd-Mars-Ausrichtung

Die Auswertung von 20 Jahren DSN-Protokollen zeigt: Befindet sich ein hypothetischer Beobachter in einem System, von dem aus Erde und Mars in einer Linie erscheinen, liegt die Chance, unsere Funksignale zu registrieren, bei 77 Prozent. Bei Ausrichtungen mit anderen Planeten immerhin noch bei 12 Prozent. Außerhalb solcher Konstellationen sei die Wahrscheinlichkeit dagegen verschwindend gering.

Damit ergibt sich für SETI-Forscher ein klarer Hinweis auch in umgekehrter Richtung: Die Suche nach außerirdischen Signalen sollte gezielt auf Planetensysteme ausgerichtet werden, die ähnliche Konstellationen bieten.

Parallelen zu Exoplaneten-Transits

Das passt gut zu einer Methode, die Astronomen ohnehin nutzen, um Exoplaneten zu entdecken: den Transit. Dabei wird das Licht eines Sterns leicht gedimmt, wenn ein Planet von unserer Sichtlinie aus vor ihm vorbeizieht. „Exoplanetentransits sind schon jetzt der Schlüssel zu den meisten Planetennachweisen“, so Fan weiter. „Für SETI könnten diese Ausrichtungen gleichzeitig die besten Gelegenheiten bieten, nach außerirdischen Radiosignalen zu suchen.“

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Das Problem: Bisher sind nur wenige Systeme mit mehreren transitierenden Exoplaneten bekannt. Mit dem kommenden „Nancy Grace Roman Space Telescope“ könnte sich das aber dramatisch ändern. Das Teleskop soll Hunderttausende neue Exoplaneten aufspüren und damit auch die Zahl potenzieller „Lauschposten“ für SETI vervielfachen.

Reichweite: 23 Lichtjahre

Nach den Berechnungen des Teams sind die DSN-Signale mit Teleskopen ähnlich unserer Technik bis in eine Entfernung von 23 Lichtjahren erkennbar. Innerhalb dieser Distanz befinden sich dutzende Sternsysteme, darunter auch mehrere mit bestätigten Exoplaneten.

Besonders interessant sind Systeme, deren Bahnebenen ähnlich wie die unseres Sonnensystems liegen. „Man kann sich unser Planetensystem wie einen flachen Teller vorstellen“, erläutert der JPL-Wissenschaftler und Mitautor Joseph Lazio. „Die meisten unserer Signale laufen entlang dieser Ebene. Kaum jemand würde sie empfangen, wenn er aus einer steilen Perspektive auf den Teller blickt.“

Radiosignale – oder Laser?

Neben Radiosignalen könnten auch Laser-Kommunikationen eine Rolle spielen. Zwar streuen Laserstrahlen weit weniger als Radiowellen, doch auch hier könnten Planetenausrichtungen entscheidend sein. NASA testet bereits Laser-Systeme für künftige Missionen. Sollte eine fremde Zivilisation schon lange auf diese Technik setzen, könnten wir ihre Signale bislang schlicht übersehen haben.

Auch wenn die Menschheit erst seit wenigen Jahrzehnten interplanetare Raumfahrt betreibt, sind unsere technologischen Spuren längst ins All hinausgetragen. „Je weiter wir ins Sonnensystem vordringen, desto häufiger und stärker werden unsere Übertragungen“, betont Jason Wright, Direktor des Penn State Extraterrestrial Intelligence Center abschließend. „Indem wir verstehen, wo und wann unsere eigenen Signale im All am ehesten auffallen, können wir unsere Suche nach außerirdischen Technologiesignaturen deutlich gezielter gestalten.“

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Recherchequelle: Penn State University

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