Paris (Frankreich) – Nach dem rätselhaften Objekt ‚Oumuamua und dem Kometen Borisov haben Astronomen nun ein drittes Objekt in unserem Sonnensystem entdeckt, das selbst jedoch nicht aus unserem Sonnensystem stammt.

Copyright: Filipp Romanov
Wie das Minor Planet Center der Internationalen Astronomischen Union (IAU) mittlerweile bestätigten, besitzt das Objekt mit der vorläufigen Bezeichnung „A11pl3Z“ eine Exzentrizität von etwa 6, eine hyperbolische Geschwindigkeit von etwa 66 Kilometern pro Sekunde und stammt somit nicht aus unserem eigenen Sonnensystem, ist also interstellarer Herkunft.
Extrapolationen der Bahn von „A11pl3Z“ zeigen, dass sich das Objekt der Erde am 17. Dezember 2025 bis auf das 2,4 Astronomischen Einheiten (AE = Distanz zwischen Erde und Sonne nähern wird. Eine Gefahr für unseren Planeten besteht also nicht. Um den 10. März 2026 wird das Objekt hingegen deutlich näher an Jupiter vorbeiziehen. Die größte Annäherung an die Sonne wird für den 27. Oktober 2025 bei etwa 1,4 AU erwartet – drei Wochen nach einem Vorbeiflug in nur 0,4 AE Entfernung zum Planeten Mars. Derzeit befindet sich das Objekt rund 3,8 AE von der Erde und 4,8 AE von der Sonne entfernt.
Vorläufiges Bahndiagramm von A11pl3Z
3rd interstellar object discovered? Maybe. There’s a lot of buzz right now in the Astro community. More observations should come in tonight to confirm if A11pI3Z is from beyond the solar system. pic.twitter.com/B6d8ou1AmA
— Tony Dunn (@tony873004) July 2, 2025
Nach der aktuellen Aufnahme in den Katalog erdnaher Objekte am 1. Juli 2025 identifizierte der Amateurastronom Sam Deen „A11pl3Z“ auch schon auf früheren Aufnahmen von der ATLAS-Survey vom 25. bis 29. Juni 2025, was einen interstellaren Ursprung stützt. Später überlagerte der Amateurastronom Filipp Romanov fünf 20-Sekunden-Aufnahmen des iTelescope.Net T72 (ein 0,51-m f/6,8-Reflektor mit CCD) in Chile und stellte eine G-Helligkeit von 17,5 fest. Die von NASA/JPL angegebene H-Magnitude von 12 deutet auf einen Durchmesser von etwa 20 Kilometern hin – etwas größer als der Chicxulub-Impaktor, der vor 66 Millionen Jahren die nicht-vogelartigen Dinosaurier auf der Erde auslöschte. Astronomen und Astronominnen erhoffen sich schon bald bessere Daten, mit der eine Größenschätzung und die Bahneigenschaften von „A11pl3Z“ noch präzisiert werden können.
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Auch Beobachtungen mit dem James-Webb-Weltraumteleskop werden mehr über die Parallaxe des Objekts und damit über eventuell auftretende, nicht-gravitational bedingte Beschleunigungen mit höchster Präzision aussagen könne. Solche unerwarteten wie ungewöhnlichen plötzlichen Beschleunigungen von ‚Oumuama hatten zu Spekulationen über eine künstliche Herkunft des Objekts geführt (…GreWi berichtete). Der prominentesten Vertreter dieser Hypothese, der Harvard-Astronom Professor Avi Loeb erläutert hierzu, dass das Webb-Teleskop außerdem die abgestrahlte Infrarotstrahlung und die Oberflächentemperatur von A11pl3Z messen kann. „In Kombination mit der bekannten Parallaxen-Distanz lässt sich daraus die Oberfläche des Objekts ableiten. Falls sich das Objekt um die eigene Achse dreht, lässt sich über die Veränderung der projizierten Fläche in Blickrichtung sogar die dreidimensionale Form rekonstruieren. Die bekannte Größe und Form sowie das reflektierte Sonnenlicht ermöglichen es zudem, den Albedo (Reflexionsgrad) der Oberfläche zu bestimmen. Bei ʻOumuamua hatten wir keine solchen direkten Messwerte zu Fläche, Temperatur oder Albedo.“
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Recherchequellen: ESA, IAU, A. Loeb via Medium, EarthSky
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