Perus Regierung untersagt Verkleinerung des Schutzgebiets der Bodenbilder und Nazca-Linien
Geschrieben am 09.06.2025
von Andreas Müller
Lima (Peru) – Nach internationaler Kritik von Archäologen hat die Regierung Perus hat jüngste Pläne einer Verkleinerung und Öffnung des Schutzgebietes der weltberühmten Nazca-Linien für bislang illegal betriebenen Bergbau verworfen und zugleich deren Schutz erweitert.
Das zum Schutz der archäologischen Stätten und Geoglyphen von Nazca und Palpa ausgewiesene Areal-Copyright: Ministerio de Cultura, Peru
Wie das peruanische Kulturministerium berichtet, sei der entsprechende Artikel 1 einer Entscheidungsvorlage zu der Unesco-Welterbestätte (Nr. 128-2025/VMPCIC/MC) aufgehoben worden, laut dem das bisherige Schutzgebiet um die berühmtesten Bodenbilder von Nazca (Kolibri, Spinne, Affe usw.) um nahezu 40 Prozent verkleinert werden sollte. Damit bleibe der schon 2004 festgelegte Plan einer Schutzfläche von rund 5.633 Quadratkilometern weiterhin gültig (s. Titelabb.)
Zudem wurde beschlossen, den Prozess zur Aktualisierung des Managementplans mit dem Titel „Managementsystem für das Kulturerbe des Territoriums von Nazca und Palpa“ binnen 10 Tagen zu beginnen. Zu diesem Zweck wird so schnell wie möglich ein multisektoraler technischer Ausschuss gebildet, der eine offene, fundierte, wissenschaftliche und pluralistische Diskussion fördern soll, um die Kriterien für die künftige Abgrenzung und Nutzung des Territoriums festzulegen.
#COMUNICADO 📢 | El Ministerio de Cultura, en atención a la Resolución Viceministerial que determinó la nueva extensión de la reserva arqueológica de las Líneas y Geoglifos de Nasca, comunica a la ciudadanía lo siguiente: pic.twitter.com/IdTB3rplE4
— Ministerio de Cultura (@MinCulturaPe) June 8, 2025
Dieser Ausschuss soll sich aus Vertretern der Exekutive, regionalen und lokalen Regierungen, beruflichen Verbänden, akademischen Einrichtungen, internationalen Organisationen wie der UNESCO, Bürgern, Forschern und kulturell herausragenden Persönlichkeiten des Landes zusammensetzen.
Mit dieser Entscheidung, bekräftige das Kulturministerium „seinen Dialogwillen und sein festes Engagement für die Verteidigung unseres kulturellen Erbes“, so die Erklärung abschließend.
Hintergrund
Die sogenannten Nazca-Linien sind teils gewaltige Scharrbilder (Geoglyphen) in den peruanischen Wüstenregionen Nazca und Palpa. Sie wurden zwischen etwa 500 v. Chr. und 500 n. Chr. von der Nazca-Kultur angelegt, indem man die dunkle Oberflächenschicht entfernte und so helle Linien im Boden sichtbar machte.
Diese, traditionell als Kondor gedeutete Geoglyphe konnten die Ornithologen keiner konkreten Vogelart zuordnen. Copyright: Copyright: Herb/Tofal für grenzwissenschaft-aktuell.de
Die Geoglyphen werden in drei Arten unterteilt: Linien und Trapeze, die sich teils kilometerweit und schnurgerade durch die Landschaft ziehen sowie geometrische Formen und Abbildungen von Tieren (z. B. Kolibri, Spinne, Affe), Pflanzen, zoomorphen und antropogenen Figuren. Die größte Figur misst über 300 Meter. Ihre genaue Bedeutung ist bis heute unklar – Vermutungen reichen von religiösen Ritualen über Kalenderfunktionen bis hin zu astronomischen Markierungen. Seit 1994 gehören sie zum UNESCO-Weltkulturerbe.
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Noch vor einer Woche zuvor hatte der peruanische Energie- und Bergbauminister Jorge Montero erklärt, ein Großteil des Schutzareals beinhalte überhaupt keine schützenswerten archäologischen Stätten und wollte diese bislang illegal betriebenen Bergwerken legal zur Nutzung freigeben.
In den vergangenen Jahren konnten Archäologen und Archäologinnen mithilfe neuer Scans und künstlicher Intelligenz hunderte bis dahin unbekannten Bodenbilder in der Region entdecken. Alleine 2024 waren es mehr als 300 auf diese Weise neu erkannte Geoglyphen und Linien (…GreWi berichtete).