US-Verteidigungsministerium bestätigt UFO-Briefings 2017 und klärt Rolle von Elizondo bei AATIP weiter auf

Geschrieben am 30.05.2025
von Andreas Müller

Neu veröffentlichte interne E-Mails des US-Verteidigungsministeriums, die durch einen Antrag unter Berufung auf das US-Informationsfreiheitsgesetz (FOIA) durch The BlackVault.com veröffentlicht wurden, werfen neues Licht auf zwei Schlüsselaspekte der aktuellen UAP-Disclosure-Thematik in den USA: zuvor nicht öffentlich bestätigte Briefings von Navy-Piloten an das Büro des Verteidigungsministers sowie die anhaltende Kontroverse um die Rolle des ehemaligen Geheimdienstoffiziers Luis Elizondo in diesen Bemühungen.

Symbolbild (Illu.).Copyright: TheBlackVault.com
Symbolbild (Illu.).
Copyright: TheBlackVault.com

– Bei dem folgenden Text handelt es sich um die Übersetzung eines Artikels des Informationsfreiheits-Aktivisten John Greenewald Jr. von TheBlackVault.com, den dieser am 28. Mai 2025 unter dem Originaltitel „Defense Department Emails Confirm 2017 UAP Briefings, Further Clarify Luis Elizondo’s Role in AATIP” veröffentlicht hat. Die vom Autor geäußerten Ansichten sind seine eigenen.

Während die unter der Fallnummer 25-F-2554 freigegebenen Dokumente Elizondos Beteiligung an UAP-bezogenen Aktivitäten [des Pentagon und US-Verteidigungsministeriums] bestätigen, unterstreichen sie auch langjährige Fragen und Zweifel zur Art und Formalität seiner Rolle. Aus den Dokumenten geht eine deutliche Unterscheidung zwischen „informeller Koordination“ und der behaupteten „Leitung“ eines offiziellen Pentagon-Programms hervor, wie es seit 2017 vielfach in den Medien dargestellt wurde.

Die Debatte um Elizondos Rolle in den UAP-Aktivitäten des Verteidigungsministeriums dreht sich nicht um Persönlichkeiten oder persönliche Animositäten, sondern um Verantwortlichkeit, Genauigkeit und historische Integrität. Da die Öffentlichkeit stark an Transparenz zu UAPs interessiert ist, muss diese Transparenz auf faktischer, gut dokumentierter Historie basieren. Denn: Elizondos Aussagen haben die öffentliche Wahrnehmung beeinflusst, parlamentarische Maßnahmen angestoßen und erhebliche Medienaufmerksamkeit erzeugt. Sollte das zugrunde liegende Narrativ eines geheimen Pentagon-UFO-Untersuchungsprogramms und seiner Leitung dieses Programm auf Falschdarstellungen beruhen, untergräbt dies die Glaubwürdigkeit weiterer Untersuchungen. Eine Klärung der Fakten ist notwendig, um sicherzustellen, dass zukünftige Diskussionen, politische Entscheidungen und Ermittlungen auf der Wahrheit und nicht auf Mythen basieren.

Es sei betont, dass Elizondo seit 2017 konsequent an seiner Darstellung festhält, er sei „Leiter des UFO-Programms AATIP“ gewesen. Noch heute beschreibt er sich auf seinem Social-Media-Kanal auf „X“ entsprechend als „Former Director of AATIP“. Dort hatte er jahrelang auch einen persönlichen „Schwur“ angepinnt, dessen erste und wichtigste Zusage an die Öffentlichkeit lautete: „Ich werde euch immer die Wahrheit sagen.“ Dieser Pin wurde jedoch kürzlich nach fast vier Jahren durch ein Zitat von Theodore Roosevelt ersetzt.

Elizondo selbst nimmt seine Behauptungen sehr ernst und hat sich Unterstützung von mehreren Anwälten gesichert, die ihn regelmäßig in sozialen Netzwerken verteidigen. Einer davon ist Todd McMurtry, ein bekannter Prozessanwalt, der öffentlich erklärte, dass das Infragestellen von Elizondos Direktor-Behauptung „juristisch angreifbar“ sei, da Elizondos Rolle als „Director of AATIP“ gut dokumentiert sei.

www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER den täglichen kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +

Obwohl unklar bleibt, auf welche Dokumentation McMurtry sich in seinem Post von 2022 bezieht, sorgen die jetzt veröffentlichten Unterlagen eher für neuen Zündstoff in der Debatte um Elizondos Rolle, als diese zu klären.

Wichtigste Enthüllungen

Zu den wichtigsten Enthüllungen in den Dokumenten gehört eine interne Kommunikation aus dem Jahr 2019 von einem Vertreter des US-Marineministeriums, der lediglich durch den Signaturblock „DONCAPCO“ identifiziert wird. Obwohl die Identität des Autors offiziell geschwärzt ist, deuten kontextuelle Hinweise auf eine wahrscheinliche, aber nicht bestätigte Verbindung zu Brennan McKernan hin. McKernan trat später im Jahr 2021 die Nachfolge von Jay Stratton als Direktor der „UAP Task Force“ an. McKernans E-Mail-Signaturen in anderen durch das Informationsfreiheitsgesetz (FOIA) veröffentlichten Dokumenten stimmen im Format mit der Signatur in dieser neuen Veröffentlichung überein, und die Bezeichnung „DONCAPCO“ ist öffentlich sonst nirgendwo aufgetaucht – außer in den Archiven von The Black Vault und einem einzelnen Reddit-Beitrag, der sich ebenfalls darauf bezieht. Beide Quellen zeigen eine bestätigte Signatur von McKernan, die The Black Vault im Rahmen einer FOIA-Anfrage erhalten und veröffentlicht hat. Eine Google-Suche nach „DONCAPCO“ ergibt genau diese drei Treffer. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich tatsächlich um McKernan handelt, ist sehr hoch – jedoch weiterhin nicht abschließend bestätigt. Angesichts seiner Position wäre seine Einschätzung in diesen E-Mails von erheblicher Relevanz.

Hinweis: Um die offensichtliche Diskrepanz in der Anzahl der Zeilen zwischen den E-Mails zu erklären, lässt sich dies vermutlich leicht durch Änderungen in den Zuständigkeiten während des zweijährigen Zeitraums zwischen dem Versand der E-Mails erklären. Die E-Mail aus dem Jahr 2019 enthält in der Signatur vermutlich in der ersten Zeile den Ausdruck „V/r“ (eine gängige militärische Grußformel für „Very respectfully“), in der zweiten Zeile „Brennan“, in der dritten Zeile „Brennan McKernan“, in der vierten Zeile „SIO/Special Programs“ und in der fünften Zeile „DONCAPCO“. Vergleicht man dies mit der E-Mail aus dem Jahr 2021, stimmen – falls diese Spekulation zutrifft – die Längen der geschwärzten Zeilen mit den entsprechenden Zeilen überein. Es ist wahrscheinlich, dass McKernan im Laufe der Zeit zusätzliche Titel durch Beförderungen, Versetzungen oder beides erhalten hat.

In der E-Mail vom Juni 2019 schrieb der DONCAPCO-Beamte:
„Mr. Elizondo spielte tatsächlich eine Rolle bei der Vermittlung von Kontakten und der Herstellung von Verbindungen zu anderen Einheiten des Verteidigungsministeriums, die an nachrichtendienstlichen bzw. sicherheitsrelevanten Fragestellungen arbeiteten, die denen der Marine ähnelten … In dieser Hinsicht war Mr. Elizondo sehr hilfreich.“

Weiterhin beschreibt die Nachricht Elizondo als jemanden, der „einen soliden Ruf genoss, bis er im Oktober 2017 plötzlich und überraschend ausschied.“

Während dieser interne Kommentar zwar eine UAP-bezogene Koordinierung durch Elizondo anerkennt, vermeidet er offenbar gezielt jede Bezugnahme auf eine formale Führungsrolle oder Programmverantwortung. Es wird weder ein Budget erwähnt, noch eine Büroumgebung oder eine Befehlsgewalt über eine genehmigte Initiative – alles Elemente, die üblicherweise mit einem offiziellen „Programm“ assoziiert werden. Die Beschreibung zeichnet vielmehr das Bild einer informellen Vermittlung als eines strukturierten Programmmanagements. Diese Darstellung steht in starkem Kontrast zu jahrelanger Medienberichterstattung, die behauptete, Elizondo sei der frühere „Direktor“ eines geheimen UFO-Programms im Pentagon gewesen – konkret des „Advanced Aerospace Threat Identification Program“ (AATIP).

Darüber hinaus widersprechen diese internen Aufzeichnungen auch Elizondos Behauptung während einer MUFON-Keynote-Rede 2018, dass 22 Millionen Dollar an AATIP gegangen seien und er aufzeigte, was davon gekauft wurde. „Das ist es, wofür Ihre 22 Millionen Dollar an Steuergeldern ausgegeben wurden“, sagte Elizondo dem MUFON-Publikum. Offizielle Dokumente und Erklärungen widerlegten diese Behauptung jedoch später, da dieses Geld in Wirklichkeit das AAWSAP-Programm finanzierte, nicht AATIP – ein Unterschied, der betont werden muss, da Elizondo wiederholt und mit Nachdruck erklärte, er sei „nicht Teil von AAWSAP gewesen!“. Die E-Mails des „DONCAPCO“-Beamten bestätigen zudem weiter, dass es „keine Finanzierungslinien gab, die mit [Elizondos] Arbeit“ an AATIP verbunden waren, und dass keine „signifikanten Ressourcen“ aufgewendet wurden.

Wie bereits früher in diesem Artikel erwähnt, behauptete Elizondo über lange Zeit hinweg, er sei der Direktor von AATIP gewesen bis zu seinem Rücktritt im Oktober 2017. Laut früheren Aussagen des Pentagons und bestätigt durch mehrere Quellen in diesen E-Mails jedoch, wurde „AATIP“ (oder korrekter als AAWSAP bezeichnet) laut dem Verteidigungsministerium bereits 2012 nicht mehr finanziert. Was danach folgte, so legen es die Dokumente nahe, könnten Einzelinitiativen gewesen sein, möglicherweise angeführt oder aufrechterhalten von Elizondo, aber intern eher als „Aktivität“ oder persönliche Initiative verstanden und bezeichnet – nicht als autorisierte Fortsetzung von AATIP. Wie der DONCAPCO-Beamte Elizondos Beitrag beschrieb: „Die ‚Arbeit‘ ähnelte den täglichen Mühen von uns allen im Pentagon – Büro- und Kleingruppensitzungen, Beratung und Korrespondenz, die sich weitgehend mit denselben Themen beschäftigten.“

Diese Informationen wurden als Antwort auf eine andere E-Mail aus dem Jahr 2019 bereitgestellt, die vermutlich von der Pentagon-Sprecherin Susan Gough verfasst wurde. Darin stellte sie wichtige Klärungsfragen an Marinebeamte, nicht nur zu Elizondo, sondern auch zu einer UAP-Unterrichtung des damaligen Verteidigungsministers (SECDEF) James Mattis bzw. seines engsten Mitarbeiterstabs:

„… Sind Ihnen irgendwelche Briefings zu UAPs/AATIP für das engere Umfeld des damaligen SECDEF Mattis allgemein bekannt, und insbesondere: Haben Sie irgendwelche Kenntnisse/Berichte/Dokumentationen darüber, dass zwei Marinepiloten den engsten Mitarbeiterstab des SECDEF zu UAP-Vorfällen im Zeitraum 2016–2017 unterrichtet haben?“

Daraufhin lieferte der DONCAPCO-Beamte möglicherweise die erste offizielle schriftliche Bestätigung, dass ein solches Briefing tatsächlich stattgefunden hat:

„Mir sind Bürodiskussionen bekannt, die auf Wunsch der OSD-Führung stattfanden. Ich habe die Piloten selbst begleitet.“

Dieser zurückhaltende, aber bedeutende Kommentar markiert womöglich ein Novum in einem offiziellen Dokument – er bestätigt, dass Militärpiloten das direkte Umfeld des Verteidigungsministers zu UAP-Themen unterrichtet haben, noch vor Elizondos Rücktritt. Zwar bleibt unklar, wie hochrangig die Teilnehmer des Treffens tatsächlich waren, doch allein das Eingeständnis liefert neue Beweise dafür, dass die Pentagon-Führungsebene über durch Piloten gemeldete UAP-Begegnungen informiert wurde und Briefings dazu erhielt – in den Monaten vor der öffentlichen Veröffentlichung der inzwischen berühmten Navy-Videos im Jahr 2017.

Dieses Treffen wurde auch von Elizondo in seiner Beschwerde beim DoD-Inspector General erwähnt, die er 2021 einreichte und die 2022 in redigierter Form von der New York Post veröffentlicht wurde. Bis jetzt war das Treffen nie offiziell bestätigt worden.

Weitere in der Veröffentlichung enthaltene Dokumente beinhalten umfangreiche E-Mail-Korrespondenzen zwischen Elizondo und Neill Tipton, einem hochrangigen Zivilisten im OUSD(I) [Office of the Under Secretary of Defense for Intelligence & Security], vom August und September 2017. Darin skizzierte Elizondo einen Plan zur Übergabe seiner UAP-bezogenen Bemühungen an Tipton, der jedoch gewisse Unsicherheit äußerte, was das „Programm“ überhaupt sei: „Irgendwann muss ich wissen, was das hier eigentlich ist‘.“

Diese E-Mails sind schon zuvor (teilweise) an die Öffentlichkeit durchgesickert, wurden mit Elizondos IG-Beschwerde veröffentlicht und später über den FOIA (Freedom of Information Act = US-Informationsfreiheitsgesetz) nach einer umfassenden Untersuchung an The Black Vault freigegeben.

Fazit

Die Frage, was genau AATIP war und ob Elizondo das UFO-Programm leitete oder ob es sich überhaupt um ein „Programm“ handelte, hat jahrelang Debatten befeuert. Diese neu veröffentlichten Mitteilungen betonen das Fehlen von Klarheit selbst unter Pentagon-Insidern. Während Elizondo in einer E-Mail an das Pentagon erklärte, dass „AATIP ein offizielles Programm war, das nie eingestellt wurde“, und auf seiner Website angibt, er sei der „ehemalige leitende Verantwortliche des Advanced Aerospace Threat Identification Program (AATIP)“ gewesen, tendieren die Formulierungen anderer Beamter eher dazu, seine Aktivitäten nach 2012 als informell, nicht durch spezifische Haushaltsmittel unterstützt und hauptsächlich bestehend aus „Büro- und Kleingruppensitzungen, Beratung und Korrespondenzen“ zu charakterisieren, die sich weitgehend mit denselben Themen beschäftigten.

Über Jahre hinweg richtete sich die Kritik an den Aussagen des Pentagons zu Elizondo vor allem gegen Susan Gough und Garry Reid – zwei Personen, denen häufig vorgeworfen wurde, seine Glaubwürdigkeit im Rahmen einer strategischen Desinformationskampagne untergraben zu haben. In einer früheren Untersuchung von The Black Vault zeigten interne Memos von Reid, dass einige Beamte Sicherheitsbedenken und Verwirrung über Elizondos öffentliche Aussagen äußerten, was die Kontroverse weiter befeuerte. Einige argumentierten jedoch, dass alle Informationen, die auf Gough und/oder Reid zurückgingen, schlicht Lügen seien, gezielt konstruiert, um Elizondos Glaubwürdigkeit zu untergraben.

Die nun veröffentlichten Dokumente zeigen jedoch, dass die Einschätzung von Elizondos Rolle nicht auf diese beiden Personen beschränkt war. Eine E-Mail von 2019, wahrscheinlich verfasst von Brennan McKernan – der später Direktor der UAP Task Force wurde – beschreibt Elizondos Bemühungen als hilfreich, aber informell, mit Schwerpunkt auf Koordination und Vermittlung von Kontakten, nicht auf der Leitung eines offiziellen Programms. McKernans offensichtliche Beteiligung, angesichts seiner späteren Position und seiner Trennung von der Befehlskette von Gough und Reid, legt nahe, dass die Interpretation von Elizondos Rolle innerhalb des Pentagons breiter geteilt wurde.

Während diese Veröffentlichung zwar bestätigt, dass Elizondo bis zu seinem Rücktritt im Jahr 2017 weiterhin aktiv an UAP-bezogenen Bemühungen beteiligt war, reicht sie weiterhin nicht aus, um die weit verbreitete Behauptung zu stützen, er habe ein formelles, vom Pentagon genehmigtes und finanziertes Programm geleitet.

Gleichzeitig enthält sie möglicherweise den ersten dokumentierten Hinweis darauf, dass Navy-Piloten das engste Umfeld des Verteidigungsministers zu UAP-Begegnungen unterrichteten – eine Bestätigung, die neue Fragen darüber aufwirft, wie hoch das Thema im Verteidigungsministerium tatsächlich vorgedrungen war, wer genau und wann beteiligt war.

– Den Originalartikel und alle freigegebenenen Originaldokumente finden Sie HIER

© John Greenewald Jr. / TheBlackVault.com