Wien (Österreich) – Musik galt eigentlich als Erfindung der Menschen. Nun zeigt eine Studie jedoch, dass gemeinsames und abgestimmtes Musizieren älter sein könnte, als die Menschheit selbst.

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Wie das Team aus Forschenden der Universitäten Wien, St. Andrews und Sapienza in Rom aktuell im Fachjournal „Current Biology“ (DOI: 10.1016/j.cub.2025.04.019) aufzeigt, folgen auch Schimpansen beim Trommeln einem Rhythmus und einzelne Gruppen verschiedener Unterarten verwenden sogar unterschiedliche Rhythmen verwenden. „Wir Menschen teilen also einen entscheidenden Baustein der Musikalität mit Schimpansen: rhythmisches Trommeln.“
„Schimpansen trommeln, um die anderen, teils weit entfernten Mitglieder ihrer Gruppe darüber zu informieren, wo sie sich gerade befinden und was sie tun – eine Art ‚Check-in‘ im Regenwald“, erklärt Vesta Eleuteri, Studienleiterin und Verhaltensbiologin an der Universität Wien. Über einen Kilometer hinweg ist das Trommeln durch den Wald zu hören.
Schon zuvor konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen, dass jeder Schimpanse seinen eigenen Trommelstil hat. Nun konnten sie die Frage beantworten, ob die Schimpansen rhythmisch Trommeln – wie in der menschlichen Musik.
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In einem weltweit einzigartigen Datensatz trugen die Forschenden Ereignisse von trommelnden Schimpansen aus Regenwäldern und Savannenwäldern in ganz Afrika, mit Trommeln aus 11 Gemeinschaften aus sechs verschiedenen Populationen im Osten und Westen des Kontinents aus über hundert Jahren zusammen.
„Wir haben festgestellt, dass Schimpansen aus Westafrika – wie Menschen – oft isochron trommeln. Bei isochronen Rhythmen treten die Töne in genau gleichen Zeitabständen nacheinander auf: wie das Ticken einer Uhr oder die Kick-Drum in der elektronischen Musik. Schimpansen aus Ostafrika ziehen es vor, kurze und lange Intervalle in ihrem Trommeln abzuwechseln. Schimpansen aus Westafrika trommeln außerdem schneller als ihre östlichen Verwandten“, fasst Eleuteri zusammen.
Die Ergebnisse deuten demnach darauf hin, dass die menschliche Fähigkeit, rhythmisch zu trommeln, möglicherweise schon lange vor dem Entstehen des Menschen selbst existierte“, erklärt Cat Hobaiter von der Universität St. Andrews und Co-Autorin der Studie.
Damit liefert die Studie einen Teil des Puzzles zum Verständnis der Ursprünge und der Entwicklung der Musikalität“, sagt Andrea Ravignani von der Sapienza Universität Rom und ebenfalls Mitautorin abschließend. „Die Daten deuten darauf hin, dass wir Menschen einen entscheidenden Baustein für Musik mit Schimpansen gemeinsam haben: perkussive, musikähnliche Rhythmen.“
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Recherchequelle: Universität Wien
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