Erste Reaktionen zum jüngsten geheimen UFO-Briefing am US-Kongress

Geschrieben am 22.04.2024
von Andreas Müller

Lesezeit: ca. 8 Minuten Washington (USA) – Vergangene Woche wurden Abgeordnete des US-Kongresses erneut von Vertretern der US-UFO-Untersuchungsbehörde AARO und des US-Verteidigungsministeriums zu unidentifizierten Flugobjekten und anomalen Phänomenen (UFOs/UAP) unterrichtet. Mittlerweile liegen dazu weitere Informationen vor und es haben sich einige Teilnehmer dieses Briefings dazu geäußert. Während bis zum Beginn des geheimen Briefings in einem abhörgesicherten sogenannten SCIF-Raum noch […]Lesezeit: ca. 8 Minuten
Symbolbild: UFOs über dem US-Kongress (Illu.) Copyright: grenzwissenschaft-aktuell.de

Symbolbild: UFOs über dem US-Kongress (Illu.)
Copyright: grenzwissenschaft-aktuell.de

Washington (USA) – Vergangene Woche wurden Abgeordnete des US-Kongresses erneut von Vertretern der US-UFO-Untersuchungsbehörde AARO und des US-Verteidigungsministeriums zu unidentifizierten Flugobjekten und anomalen Phänomenen (UFOs/UAP) unterrichtet. Mittlerweile liegen dazu weitere Informationen vor und es haben sich einige Teilnehmer dieses Briefings dazu geäußert.

Während bis zum Beginn des geheimen Briefings in einem abhörgesicherten sogenannten SCIF-Raum noch völlig unklar war, wer die Abgeordneten überhaupt über die jüngsten Entwicklungen in Sachen UFOs/UAP unterrichten wird, ist mittlerweile bekannt, dass es sich – wie erwartet – zum einen um den derzeitigen Interimsdirektor der US-UFO-Untersuchungsbehörde AARO (All-domain Anomaly Resolution Office) Tim Phillips und zum anderen um Maj. Gen. Der US Air Force David W. Abba gehandelt hatte.

Nicht nur vor dem Hintergrund, dass sie die US Air Force bislang in Sachen UAP auffallend zurückhaltend positionierte, sondern auch das Tätigkeitsfeld des Brigadegenerals ist in der aktuellen UFO-Diskussion mindestens „interessant“. Dieses umschreibt die Air Force selbst wie folgt:

„Maj. Gen. David W. Abba ist der Leiter der [Air Force] Sonderprogramme und Leiter des Büros für spezielle Zugriffsprogramme des Verteidigungsministeriums im Pentagon in Arlington, Virginia. Er dient unter der Autorität, Anweisung und Kontrolle des stellvertretenden Verteidigungsministers für alle Programme, die unter speziellen Zugriffskontrollen geschützt sind, um operative und nachrichtendienstliche Fähigkeiten für die kämpfenden Truppen weltweit zu beschaffen und einzusetzen. Darüber hinaus ist Abba Vorsitzender des Tri-Service-Ausschusses für „Low Observable/Counter Low Observable“.

Als „Low Observable“ beschreibt das US-Militär die Fähigkeit von Flugzeugen oder anderen Luftfahrzeugen, sich gegenüber gegnerischen Radarsystemen und anderen Detektionsmethoden möglichst unsichtbar zu machen (u.a. Stealth-Tarntechnologien). Fluggeräte, die als „Low Observable“ bezeichnet werden, sind besser in der Lage, in feindlichem Luftraum zu operieren, ohne entdeckt zu werden, und tragen zur Verbesserung der Überlebensfähigkeit und Effektivität bei militärischen Operationen bei.

Da es sich jedoch um ein klassifiziertes, also geheimes Briefing von US-Abgeordneten mit Geheimnis-Informationszugangsberechtigungen gehandelt hatte, sind die Inhalte und Ergebnisse des Briefings weiterhin geheim. Zuvor hatte allerdings der „UAP Caucus“ am US-Kongress eine Liste von 20 Fragen zusammengestellt und veröffentlicht, die sie im Rahmen des Briefings stellen wollten (…GreWi berichtete).

Zwar hat keiner der Teilnehmer am jüngsten UFO-Briefing Details über die Inhalte ausgeplaudert, dennoch haben sich aber einige der Abgeordneten nach der Unterrichtung vor Journalisten dazu geäußert.

Der US-Kongressabgeordnete Tim Burchet. Copyright/Quelle: burchett.house.gov

Der US-Kongressabgeordnete Tim Burchet.
Copyright/Quelle: burchett.house.gov

Gegenüber dem US-Nachrichtensender „News Nation“ zeigte sich beispielsweise der republikanische Abgeordnete für Tennessee, Tim Burchett, alles andere als zufrieden mit dem Ergebnis des Briefings. Politisch steht der Politiker für erzkonservative Positionen. Nicht nur in Sachen UFOs ist Burchett von der Existenz und dem Einfluss eines „Deep States“, also eines dunklen Staates hinter der offiziellen (demokratischen) Regierung, überzeugt. Auch Burchetts UFO-Überzeugungen sind von Extremen geprägt, die die wissenschaftliche Frage nach der Herkunft der unidentifizierten Flugobjekte gerne auch mit fast schon fundamentalen christlichen Positionen vermischen, wenn er etwa darüber spekuliert, dass UFOs auch spirituell-dämonischer Natur sein könnten.

„Das Problem ist, dass alles [alle Informationen] so stark unterteilt sind, dass wir zu bestimmten Fragen einfach keine Antworten erhalten. Ich denke aber nicht, dass diese Menschen hier lügen. Aber ich denke, dass wir es hier mit einer großen Arroganz dieser Leute aus der Geheimdienst-Gemeinschaft zu tun haben. Was hier passiert, ist, dass alle diese Informationen so stark auf- und unterteilt werden, dass die einzelnen Beteiligten tatsächlich nur das beantworten können, wofür sie selbst direkt zuständig sind. Und wir bekommen einfach nicht alle Verantwortlichen zur gleichen Zeit in das gleiche Briefing, um da wirklich durchzusteigen. Ich bin fast eingeschlafen, so banal und langweilig war es. Bei einigen Dinge, die man uns gesagt hat, muss man sich wirklich fragen, wenn das alles so banal ist, warum darf man darüber nur in einem SCIF sprechen? Warum kann man nicht genau das auch der amerikanischen Öffentlichkeit sagen? Mir erscheint das alles eine reine Desinformation zu sein.“

Auf die Frage des Moderators, ob Burchett das Gefühl habe, dass man mit solchen Briefing die Zeit der Abgeordneten verschwende und dass hier vielleicht sogar etwas vertuscht werde, antworte Burchett:

„Ja, ich glaube, dass hier etwas vertuscht wird. Hier werden dutzende von Millionen von Dollar ausgegeben, um etwas zu untersuchen, zu dem uns Ministerien erklären, dass es etwa eigene Bergungseinheiten gibt. Aber niemand will vollständige Berichte dazu vorlegen und die Berichte, die vorgelegt werden, sind mangelhaft. Natürlich denkt man da an eine Vertuschung. Was da vertuscht wird? Keine Ahnung. Ich habe schon zuvor immer wieder gesagt, dass es uns hier nicht um kleine grüne Männchen in fliegenden Untertassen geht. Es geht um die Frage, für was verdammt hier all das Geld ausgegeben wird und warum man darüber keine Informationen veröffentlicht. Das sind die wirklich wichtigen Fragen, die man stellen muss. Solange wir keinen Oberbefehlshaber haben, der diese Informationen veröffentlicht, solange werden wir auch keine Antworten bekommen [hierbei handelt es sich um einen offenkundigen Seitenhieb des erzkonservativen US-Republikaners und Trump-Anhängers gegen den demokratischen US-Präsidenten Joe Biden].“

Auf die Frage, warum hier etwas vertuscht werde, erklärte Burchett, dass es dafür eine Vielzahl von Gründen gebe:

„Wenn es dann tatsächlich etwas Außerirdisches wäre, dann könnte man daraus, mit dieser Technologie sehr viel Geld machen. Vielleicht versteht man aber auch selbst einfach nicht, was da genau vor sich geht oder wir haben es einfach nur mit purer Arroganz zu tun und irgendjemand ist der Überzeugung, dass wir anderen und die Öffentlichkeit die Wahrheit nicht verdient. Ich kann ihnen gar nicht mehr sagen, wie viel Gespräche ich bereits mit hochrangigen Offiziellen geführt habe, die mir alle versichern wollten, dass die amerikanische Öffentlichkeit mit diesen Dingen nicht umgehen könne und dass man da wirklich sehr vorsichtig sein müsse. Ich kann ihnen aber sagen, dass es nicht diese Leute sind, die bestimmen sollten, mit was ich umgehen kann und mit was nicht. Wir sind Amerikaner, wir können das. Sagen sie uns die Wahrheit. Ich bin es langsam leid.“

Auf die Frage nach den nächsten Schritten erklärte Burchett abschließend, dass man nun weitere Anhörungen plane.

„Wir werden diese Sache weiterverfolgen, solange wir im Kongress sitzen und wir werden uns nicht ermüden lassen. Schauen Sie, ich will einfach nur Transparenz in dieser Frage. Das ist das, was die Medien verdienen und das ist das, was die Steuerzahler verdienen.“

Der US-Kongressabgeordnete Scott Perry.Copyright/Quelle: perry.house.gov

Der US-Kongressabgeordnete Scott Perry.
Copyright/Quelle: perry.house.gov

Auch der republikanische Abgeordnete für Pennsylvania, Scott Gordon Perry, der ebenfalls für seine erzkonservativen Positionen bekannt ist, zeigte sich gegenüber „News Nation“ mit dem Ergebnis der Unterrichtung unzufrieden:

„Wenn sie Informationen haben, so werden sie uns diese nicht geben. Entweder sie wissen selbst nichts oder die Antworten sind so kompliziert, dass der Prozess, durch den diese Informationen veröffentlicht werden können, selbst so kompliziert ist, dass ihn niemand versteht. Wir konnten noch nicht einmal herausfinden, wer diese Dinge wissen darf. Wir konnten nicht herausfinden, welche Kongressabgeordneten informiert werden dürfen oder welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit diese Abgeordneten informiert werden können. Wir können all dies nicht herausfinden, ganz zu schweigen von der eigentlichen Information selbst. Wir wissen noch nicht einmal, ob es diese Informationen überhaupt gibt oder nicht.“

Der US-Kongressabgeordnete Eric Burlison.Copyright/Quelle: burlison.house.gov

Der US-Kongressabgeordnete Eric Burlison.
Copyright/Quelle: burlison.house.gov

Eine andere, wenn auch zugleich ebenfalls kritische Sicht, vertritt hingegen der als gemäßigt- bis liberale geltende republikanische Abgeordnete für Missouri, Eric Burlison. Unmittelbar nach dem UAP-SCIF durch Matt Laslo von „AskAPol.com“ befragt, erklärte dieser zunächst, dass er davon überzeugt sei, dass die Verantwortlichen (gemeint waren offenbar Phillips und Abba) ihre Aufgabe, ihrem Land zu dienen, ernst nehmen.

„Ich war überrascht über ihren Wunsch, offen über Informationen zu sein. Ich denke, das Ziel ist es, zu entmystifizieren. Denn was wir nicht wollen, ist, dass Aktivitäten von Programmen, die bislang sicher sind – die aber gar nichts mit Außerirdischen oder ähnlichem zu tun haben – öffentlich werden. (…) Ich selbst bin sehr skeptisch, dass wir es hier mit etwas Außerirdischem zu tun haben und das bleibt auch so. Es gibt nichts, was ich heute gelernt habe, was diese meine Weltsicht infrage stellt. Tatsächlich wurde meine Ansicht heute vermutlich sogar eher bestätigt. (…) Ich denke, wir haben heute einige gute Antworten erhalten.“

Dennoch erklärte Burlison, dass man (gemeint ist offenbar das AARO) weiterhin Arbeitsberichte und den zweiten Teil des „Historischen Berichts“ vorlegen werde. Er selbst wolle weiterhin im direkten Austausch bleiben. Zugleich verfolge er aber auch die Causa Grusch, der ganz andere Behauptungen über geheime US-UFO-bergungs- und Untersuchungsprogramme aufgestellt und dazu unter Eid für dem US-Kongress ausgesagt hatte. Zu Grusch erklärte Burlison:

„Ich habe einige Fragen zu Gruschs Behauptungen gestellt. Und tatsächlich haben sich einige seiner Anschuldigungen, etwa über die überzogene Unterteilung (over-compartmentalization), das Zurückhalten von Informationen gegenüber dem Kongress und die Bestätigung all dessen durch das Büro des Generalinspekteurs der Geheimdienste bewahrheitet. Man hat uns erklärt, wie all das wahr sein könne, Grusch selbst aber zugleich einige dieser Aktivitäten falsch verstanden hat. (…) Anhand der vorgelegten Informationen wurde mir klar, dass man ohne weitere Einsichten in die Programme und deren Inhalten so [falsch] verstehen kann.“

Zugleich erklärte Burlison erneut, dass es nicht die Inhalte von UAP-Dokumenten oder gar Fotos und Videos selbst seien, die geheim gehalten werden, sondern die Art und Weise und die Technologien, mit denen sie erstellt und erlangt wurden.

„Man hat uns erklärt, dass wenn jemand ein UFO mit seinem iPhone außerhalb einer militärischen Anlage machen oder sonstige Beweise erbringen würde, dieses nicht klassifiziert [geheimgehalten] würden. Wenn sie (AARO) also außerirdische Wesen oder Raumschiffe finden, dann wird das nicht klassifiziert, sondern veröffentlicht.“

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Auf die Frage des Journalisten, ob dies dann bedeute, dass also keine Außerirdischen, sondern gegnerische Nationen ungehindert in die militärischen Sperrgebiete der USA eindringen, antwortete Burlison:

„Ich weiß nicht, ob die dazu in der Lage sind. Aber wir alle haben ja den chinesischen Spionageballon gesehen. Ich denke, wir können mit Sicherheit sagen, dass das nicht der erste Fall eines solchen Vorgehens durch China war. Die betreiben diese offensive Form der Spionage in den USA schon lange. Und sie sind dabei sehr kreativ.“

Burlison zeigte sich zudem davon überzeugt, dass es im US-Kongress eine Gruppe von Personen gebe, die auf der Grundlage von Hörensagen von einer bestimmten Narrative überzeugt sind (gemeint ist hier offenbar die Lesart, dass die belegten UAP-Vorfälle außerirdischer Natur seien).

„Aber dafür gibt es keine originalen Quellen.“ Er selbst zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass man nach und nach über dieser „originalen Quellen“ informiert werde.

Auf den Hinweis, dass sich seine Kollegen Burchett und Luna im Gegensatz zu ihm einmal mehr sehr frustriert von dem Briefing gezeigt hatten, erklärte Burlison:

„Klar. Ihre Ansichten sind andere als meine eigenen. Deshalb ist das Ergebnis für mich auch nicht frustrierend. (…) Wenn man aber davon ausgeht, dass es hier um Außerirdische geht, ja, dann ist man frustriert.“

Burlison zeigte sich auch überzeugt davon, dass der derzeitige Übergangsdirektor des AARO, Tim Phillips, weiterhin die richtigen Fragen stelle: “[AARO] untersucht grundsätzlich jeden Bericht, bis sie zu einer Schlussfolgerung kommen. Das ist gut.“

Zu den nächsten Schritten erkläre Burlison:

“Ich denke, wir sollten sie (Anm. GreWi: Es ist unklar, wer mit „sie“ wirklich gemeint ist. Möglich wäre AARO, aber auch weitere Whistleblower…?) dazu bringen, diese auch öffentlich zu präsentieren. Ich denke zwar, dass die UFO-Community mit dem, was sie da sagen werden, nicht glücklich sein wird. Aber wenn es die Wahrheit ist, dann muss man auch darüber reden. Man muss Fehlinformationen widerlegen.“

– Das vollständige Interview von AskAPol.com mit Burlison finden Sie HIER

Der US-Kongressabgeordnete Andy Ogles.Copyright/Quelle: ogles.house.gov

Der US-Kongressabgeordnete Andy Ogles.
Copyright/Quelle: ogles.house.gov

Burlisons Position widerspricht sein erzkonservativer republikanischer Kollege Andy Ogles auf Tennessee, ebenfalls gegenüber AskAPol.com. Auf Burlisons Aussagen angesprochen, laut derer AARO gute Arbeit leiste, die richtigen Fragen stelle und im aktuellen SCIF skeptische Positionen gestärkt habe, zeigte sich Ogles angesichts der Sonderzugangsprogramme (SAPs) kritisch:

„Nun, das ist das Problem mit SAPs. Sie sind so stark unterteilt und abgeschottet, dass, wenn Sie nach einem bestimmten SAP fragen, Sie nicht nur den richtigen Ansprechpartner finden müssen, sondern auch genau die richtige Frage stellen. Sie müssen unter unzähligen von Steinen also genau den richtigen Stein umdrehen, um das zu finden, was sie suchen. (…) Wir müssen also noch weitersuchen und brauchen weitere Untersuchungen. Ich denke, es braucht einen Untersuchungsausschuss.“

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Recherchequellen: US Air Force, News Nation, AskAPol.com

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