Funde von Töpferware schreiben Geschichte der australischen Aborigines neu

Geschrieben am 11.04.2024
von Andreas Müller

Lesezeit: ca. 2 Minuten Townsville (Australien) – Die Entdeckung der bislang ältesten Töpferware-Funde auf der Insel Juugurru (Lizzard Island) vor der Küste des australischen Bundesstaates Queensland stellt das bisherige Bild über die Entwicklungsgeschichte der australischen und ozeanischen Ureinwohner infrage. Bislang gingen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen davon aus, dass die Aborigines vor der Ankunft der europäischen Siedler keine eigene Keramik hergestellt […]Lesezeit: ca. 2 Minuten
Keramik-Bruchstücke von Grabungen auf Jiigurru/Lizard Island vor der Küste von Queensland.Copyright/Quelle: Ian McNiven, S. Ulm et al. / Quaternary Science Reviews, 2024

Keramik-Bruchstücke von Grabungen auf Jiigurru/Lizard Island vor der Küste von Queensland.
Copyright/Quelle: Ian McNiven, S. Ulm et al. / Quaternary Science Reviews, 2024

Townsville (Australien) – Die Entdeckung der bislang ältesten Töpferware-Funde auf der Insel Juugurru (Lizzard Island) vor der Küste des australischen Bundesstaates Queensland stellt das bisherige Bild über die Entwicklungsgeschichte der australischen und ozeanischen Ureinwohner infrage. Bislang gingen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen davon aus, dass die Aborigines vor der Ankunft der europäischen Siedler keine eigene Keramik hergestellt hatten.

Wie das Team um Professor Sean Ulm von der James Cook Universitygemeinsam mit Vertretern der Dingaal and Ngurrumungu-Gemeinden auf Jiigurru aktuell im Fachjournal Quaternary Science Reviews” (DOI: 10.1016/j.quascirev.2024.108624) berichtet, stießen sie bei Grabungen auf der Insel in 2.4 Metern Tiefe zunächst auf Überreste verzehrter Muscheln und Fische, die auf ein Alter von rund 6.000 Jahre bestimmt werden konnten. „Weniger als ein Meter unter der Oberfläche fanden wir dutzende Bruchstücke von Keramik, deren Alter auf zwei bis dreitausend Jahre datiert werden konnte. Es handelt sich um die bislang ältesten Funde von Töpferware in Australien überhaupt“, so Ulm.

Die Funde stellten die bisherige Vorstellung über die technisch-handwerkliche Verarbeitung von Naturmaterialien zu Gebrauchsgegenständen durch die Ureinwohner Australiens in Frage, da bislang nicht bekannt war, dass die Aborigines schon vor Ankunft der europäischen Siedler Töpferware hergestellt hatten. „Stattdessen belegen die Funde nun eine reiche Geschichte von kulturellem Austausch auch über weitere Distanzen und technologischer Innovation, lange bevor die Briten den Kontinent erreichten.“

Eine geologische Analyse der Funde legt nahe, dass diese aus Materialien von Jiigurru lokal hergestellt wurden. „Das Alter der Töpferware überlagert sich mit einer Zeitperiode als auch die Lapita des südlichen Papua Neuguinea erstmals begannen, Töpferware herzustellen. (…) Die Funde belegen also einmal mehr auch fortschrittliche seefahrerische Fähigkeiten und komplexe Handelsverbindungen der First-Nation-Gemeinschaften in dieser Region der Welt schon vor tausenden von Jahren.”

Karte der “Coral Sea Cultural Interaction Sphere”Copyright/Quelle: S. Ulm et al. / Quaternary Science Reviews, 2024

Karte der “Coral Sea Cultural Interaction Sphere”
Copyright/Quelle: S. Ulm et al. / Quaternary Science Reviews, 2024

Die Forschenden gehen von einem großen kulturellen Netzwerk zwischen den indigenen Völkern des nordöstlichen Queensland, dem südlichen Neuguinea und dem den Inseln entlang der Torres-Straße aus, das sie als „Coral Sea Cultural Interaction Sphere“ bezeichnen. „Diese Netzwerke ermöglichten den Austausch von Objekten und Ideen zwischen den Küstengemeinschaften Australiens und Neuguineas in den letzten 3.000 Jahren. Während einige Objekte, wie Kegelschalenkörper-Verzierungen und Bambus-Pfeifen zum Rauchen, auf eine weitverbreitete kulturelle und ideelle Austausch hinweisen, deuten andere, wie beispielsweise die der Keramik, auch auf den Austausch von Technologien hin.“

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“Jedes neue Stück an Wissen hilft uns dabei, die Geschichte unseres Landes richtig zu erzählen”, zeigt sich der Ngurrumungu-Älteste Brian Cobus von den Funden begeistert. „Forschungsprojekte wie diese helfen dabei, das Land und seine Kultur besser zu verstehen.“

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Recherchequelle: James Cook University

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