Ältestes steinzeitliches Dolmengrab Skandinaviens gibt Rätsel auf

Geschrieben am 31.01.2024
von Andreas Müller

Lesezeit: ca. 2 Minuten Tiarp (Schweden) – Bei Tiarp Backgården, nahe Falköping in Schweden, hat ein schwedisch-deutsches Archäologenteam zwar schon 1929 entdeckte, bislang unberührte steinzeitliche Steingrabkammer untersucht. Mit der Datierung in die Zeit um 3500 v. Chr. belegen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass es sich um eines der ältesten solcher Dolmengräber in Skandinavien handelt. Zugleich stellt der Inhalt des […]Lesezeit: ca. 2 Minuten
Die auch im schwedischen Tiarp Backgården zu den Grabkammerwänden aufgerichteten Steinplatten sind typisch für Dolmengräber.Copyright/Quelle: T. Axelsson / Sjögren et all.; Neolithic Archaeology, 2023

Die auch im schwedischen Tiarp Backgården zu den Grabkammerwänden aufgerichteten Steinplatten sind typisch für Dolmengräber.
Copyright/Quelle: T. Axelsson / Sjögren et al.; Neolithic Archaeology, 2023

Tiarp (Schweden) – Bei Tiarp Backgården, nahe Falköping in Schweden, hat ein schwedisch-deutsches Archäologenteam zwar schon 1929 entdeckte, bislang unberührte steinzeitliche Steingrabkammer untersucht. Mit der Datierung in die Zeit um 3500 v. Chr. belegen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass es sich um eines der ältesten solcher Dolmengräber in Skandinavien handelt. Zugleich stellt der Inhalt des Grabes die Forschenden vor einige Rätsel.

„Es handelt sich um ein Grab aus der frühen neolithischen Periode“, erläutert Karl-Göran Sjögren von der Universität Göteborg. “Das Merkwürdige ist jedoch, das einige wichtige Teile der Skelette, etwa die Schädel und andere große Knochen darin fehlen.“ Es sei unklar, ob das Fehlen dieser Skelettteile etwas mit einem Bestattungsritual zu tun hat oder es dafür andere Gründe gibt. Dieses Merkmal unterscheide dieses megalithische Grab von zahlreichen anderen Steinkammergräbern aus dieser Zeit: “Normalerweise fehlen eher die kleineren Knochen, etwa von Händen und Füßen.“

Historische Aufnahme: 1929 hatte ein Bauer den die Grabkammer einst umgebenden Grabhügel abgetragen und so die Steinkammer selbst freigelegt, das Innere jedoch nicht ausgehoben, wodurch die Grablagen unangetastet erhalten blieben.Copyright/Quelle: H. Svensson / Sjögren et all.; Neolithis Archaeology, 2023

Historische Aufnahme: 1929 hatte ein Bauer den die Grabkammer einst umgebenden Grabhügel abgetragen und so die Steinkammer selbst freigelegt, das Innere jedoch nicht ausgehoben, wodurch die Grablagen unangetastet erhalten blieben.
Copyright/Quelle: H. Svensson / Sjögren et all.; Neolithis Archaeology, 2023

Wie das Göteborger Team um Sjögren, Tony Axelsson und Malou Blank, Kollegen um Professor Torbjörn Ahlström von der Universität Lund und Stefan Dreibrodt und Johannes Müller von der Universität Kiel aktuell im Fachjournal „Neolithic Archaeology“ (DOI: 10.12766/jna.2023.8) berichten, stammen die Knochen aus dem Dolmen von insgesamt 12 Personen, darunter auch Kinder ebenso wie Alte. Auch das ist ungewöhnlich. Woran diese Menschen einst jedoch gestorben sind, gehe aus den bisherigen Funden nicht hervor: „Wir haben keine Spuren von Verletzungen an den Knochen gefunden. Deshalb glauben wir nicht, dass sie gewaltsam zu Tode kamen.“ DNA-Analysen sollen nun zeigen, ob die Menschen einst an Krankheiten litten und beantworten, ob die im Grab Bestatteten miteinander verwandt waren.

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Schon zuvor konnten in der Region Falköping einige Ganggräber gefunden werden, die jedoch allesamt in die Zeit um 3300 v. Chr. datiert wurden, also deutlich jünger sind als der Tiarp-Dolmen. Landwirtschaft ist in der Region seit etwa 4000 v. Chr. nachgewiesen – 500 Jahre also, bevor das nun freigelegte Grab erbaut wurde. Bei den im Grab bestatteten Menschen handelt es sich also sehr wahrscheinlich um steinzeitliche Bauern.

Drohnenluftbild des Dolmengrabes von Tiarp.Copyright/Quelle: T. Axelsson / Sjögren et all.; Neolithic Archaeology, 2023

Drohnenluftbild des Dolmengrabes von Tiarp.
Copyright/Quelle: T. Axelsson / Sjögren et all.; Neolithic Archaeology, 2023

Zuletzt unterscheidet sich der Dolmen von Tiarp auch durch seine Bauweise von den anderen Gräbern in der Region: “Am Ende der Grabkammer gibt e seine kleine Nische”, erläutert Sjögren. „Für die hiesigen Gräber ist das auch das einzigartig.“

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Recherchequelle: Universität Göteborg, JNA.uni-kiel.de

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