Astronomen untersuchen 9 „verschwundene Sterne“

Geschrieben am 21.07.2021
von Andreas Müller

Lesezeit: ca. 2 Minuten Stockholm (Schweden) – Am 12. April 1950 dokumentierten Astronomen im Rahmen der Palomar Sky Survey ein bis heute unerklärtes Phänomen, als auf einer astronomischen Fotoplatte 9 Sterne zu sehen waren, die schon auf der Folgeaufnahme eine halbe Stunde später und seither nicht mehr zu sehen waren. Aktuell widmen sich Astronomen und Astronominnen nun erneut den […]Lesezeit: ca. 2 Minuten
Die digitalisierten Fotoplatten der „Palomar Sky Survey“. Am 12. April 1950 zeigte die Aufnahme „POSS-I E“ (l.) neun „Sterne“ (grüne Kreise) die auf späteren Aufnahmen seither nicht mehr zu sehen waren (r.). Die pinkfarbenen Kreise markieren identifizierte Artefakte des Scan-Vorgangs. Copyright/Quelle: Palomar Sky Survey / Villarroel et al. 2021

Die digitalisierten Fotoplatten der „Palomar Sky Survey“. Am 12. April 1950 zeigte die Aufnahme „POSS-I E“ (l.) neun „Sterne“ (grüne Kreise) die auf späteren Aufnahmen seither nicht mehr zu sehen waren (r.). Die pinkfarbenen Kreise markieren identifizierte Artefakte des Scan-Vorgangs.
Copyright/Quelle: Palomar Sky Survey / Villarroel et al. 2021

Stockholm (Schweden) – Am 12. April 1950 dokumentierten Astronomen im Rahmen der Palomar Sky Survey ein bis heute unerklärtes Phänomen, als auf einer astronomischen Fotoplatte 9 Sterne zu sehen waren, die schon auf der Folgeaufnahme eine halbe Stunde später und seither nicht mehr zu sehen waren. Aktuell widmen sich Astronomen und Astronominnen nun erneut den rätselhaften “verschwundenen Sternen”.

Obwohl Sterne entstehen und vergehen, sowie in ihrer Helligkeit schwanken können, gehören gerade ferne Sonnen eigentlich zu den Konstanten unseres Sternenhimmels, da die sie verändernden Prozesse in der Regel langfristig wirken.

Anhand ihrer 2019 begonnenen Analyse von rund 100 Ereignissen „verschwundener Sterne“ im Rahmen des Projects „VASCO“ (Vanishing & Appearing Sources during a Century of Observations, …GreWi berichtete) kommt das Team um Beatriz Villarroel von der Universität von Stockholm und dem Instituto de Astrofísica de Canarias im Fachjournal „Scientific Reports“ (DOI: 10.1038/s41598-021-92162-7), zu dem Schluss, dass als Erklärung für die der Ereignisse im April 1950 bislang keine bekannten natürlichen bzw. astronomischen Phänomene (wie Myonen, Gravitationslinsen, schnelle Radioausbrüche, Gammastrahlenblitze, natürliche Radioaktivität, veränderliche Sterne oder Meteoriden, Flugzeuge) anwendbar sind.

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Während 1950 noch keine menschlichen Satelliten die Erde umkreisten (Sputnik erreichte 1957 erstmals den Erdorbit), zählen zu weiteren potenziellen astronomischen Erklärungen für die rätselhafte Aufnahme auch die Kontamination der Fotoplatte mit hochenergetischen, radioaktiven Partikeln. Zwar sei diese Möglichkeit aufgrund der zahlreichen Atombombentests in den 1950-ern und der Nähe des Mount Palomar zum US-Atombombentestgelände Alamogordo in New Mexico durchaus vorstellbar, doch gibt es keine Aufzeichnungen solcher Tests im in Frage kommenden Zeitraum (1949-1951), die die neun „Sterne“ auf der Aufnahme erklären könnten.

In ihrer ersten Fachpublikation zu VASCO ziehen die Autoren der Studie auch exotische Möglichkeiten in Betracht, wie etwa außerirdische Zivilisationen für das „Verschwinden“ der Sterne verantwortlich sein könnten. In Frage kämen hier sogenannte Dyson-Konstrukte – gewaltige Konstruktionen, die einen Stern anteilig oder sogar vollständig umgeben, um so dessen Energie bestmöglich absorbieren zu können. Es könnte aber auch sein, dass einige der Sterne deshalb einst so hell aufgeleuchtet haben, weil von ihnen aus gezielt Lasersignale ins All gesendet wurden. Konkret überprüfen lasse sich jedoch derzeit keine dieser exotischen Erklärungen.




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Recherchequelle: Nature, eigene Recherchen GreWi

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