Archäologen finden schamanischen(?) Schlangen-Stab in Finnland

Geschrieben am 12.07.2021
von Andreas Müller

Lesezeit: ca. 2 Minuten Helsinki (Finnland) – An der südfinnischen Ausgrabungsstätte „Järvensuo 1“ haben Archäologen einen zu einer sich vorwärts schlängelnden Schlange geschnitzten Holzstab entdeckt. Der auf ein Alter von rund 4.400 Jahre datierte, ungewöhnlich gut erhaltene Fund könnte einem steinzeitlichen Schamanen oder einer Schamanin gehört haben, vermuten die Forschenden. Wie die Archäologin Satu Koivisto von der University of […]Lesezeit: ca. 2 Minuten
Kopfansicht des Schlangenstabes von Järvensuo. Copyright/Quelle: S. Koivisto

Kopfansicht des Schlangenstabes von Järvensuo.
Copyright/Quelle: S. Koivisto

Helsinki (Finnland) – An der südfinnischen Ausgrabungsstätte „Järvensuo 1“ haben Archäologen einen zu einer sich vorwärts schlängelnden Schlange geschnitzten Holzstab entdeckt. Der auf ein Alter von rund 4.400 Jahre datierte, ungewöhnlich gut erhaltene Fund könnte einem steinzeitlichen Schamanen oder einer Schamanin gehört haben, vermuten die Forschenden.

Wie die Archäologin Satu Koivisto von der University of Turku und ihr Kollege Antti Lahelma von der Universität von Helsinki aktuell im Fachjournal „Antiquity“ (DOI: 10.15184/aqy.2021.79) berichten, misst der einzigartige Fund der hölzernen Schlangen-Figurine 535 Millimeter Länge, 25–30 Millimeter Breite und besteht aus einem einzigen Holzstück, dessen Art noch durch weitere Analysen bestimmt werden müsse.

Drauf- und Seitenansicht des Schlangenstabes von Järvensuo. Copyright/Quelle: S. Koivisto

Drauf- und Seitenansicht des Schlangenstabes von Järvensuo.
Copyright/Quelle: S. Koivisto

Während die Form selbst eindeutig eine sich schlängelnde Schlange darstellt, ist die gesamte Oberfläche frei von jeglicher Ornamentik. In der doch sehr realistischen Darstellung einer Schlange mit leicht angehobenem Kopf und geöffnetem Maul, vermuten Koivisto und Lehelma die einer Ringelnatter (Natrix natrix) oder einer Kreuzotter (Vipera berus).

www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den täglichen und kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +

Zwar sei die Darstellung der Schlange in Stil und Charakter einzigartig, dennoch beschreiben die Archäologin und der Archäologe auch Bezüge zu anderen Schlangendarstellungen in verschiedenen Formen der europäischen Kunst des Neolithikums.

Beispiele von Schlangendarstellungen in der nordeuropäischen neolithischen Felsbild-Kunst am a) Onega-See; b) auf der Kola-Halbinsel; c–e) in Finland; f) enlang der Küsten des Weißen Meeres. Copyright/Quelle: A. Lahelma

Beispiele von Schlangendarstellungen in der nordeuropäischen neolithischen Felsbild-Kunst am a) Onega-See; b) auf der Kola-Halbinsel; c–e) in Finland; f) enlang der Küsten des Weißen Meeres.
Copyright/Quelle: A. Lahelma

Bei der Deutung des Fundes zeigen sich die beiden Forschenden derzeit noch vorsichtig und unterstreichen, dass unklar sei, ob die Figurine einst aufrecht positioniert oder als eine Art Stab gehalten wurde. Dennoch eröffne die Einzigartigkeit des Fundes die Möglichkeit, dass die Holzschlange einst einen rituell-religiösen Zweck erfüllte: “In der Kosmologie sowohl der finnischen Samen als auch der finnisch-ugrischen Kultur sind Schlangen sehr symbolbeladen und die Menschen glaubten, dass sich ihre Schamanen in Schlangen verwandeln konnten.“




WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Verzierter Knochen zeigt Neandertaler als Künstler 7. Juli 2021
Neue Theorie zu steinzeitlichen Venusfigurinen 1. Dezember 2020
Shigir-Idol: Älteste Holzskulptur der Welt ist sogar 11.500 Jahre alt 3. Mai 2018
Archäologen finden eiszeitlichen Löwenkopf 27. Juli 2013

Recherchequelle: Antiquity

© grenzwissenschaft-aktuell.de