Astronomen rätseln über mysteriöse Radioquelle im Zentrum der Milchstraße

Geschrieben am 09.09.2021
von Andreas Müller

Lesezeit: ca. 2 Minuten Sydney (Australien) – Im Zentrum unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, haben Radioastronomen eine Quelle von Radiosignalen entdeckt, für die sie bislang kein Gegenstück in anderen Spektren finden und deren Eigenschaften mit keinem bislang bekannten astrophysikalischen Objekt oder Phänomen erklärt werden können. Wie das Team um Ziteng Wang von der University of Sydney vorab via ArXiv.org und […]Lesezeit: ca. 2 Minuten
Archivbild: Radioaufnahme des galaktischen Zentrums. Copyright/Quelle: NRL/SBC Galactic Center Radio Group

Archivbild: Radioaufnahme des galaktischen Zentrums.
Copyright/Quelle: NRL/SBC Galactic Center Radio Group

Sydney (Australien) – Im Zentrum unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, haben Radioastronomen eine Quelle von Radiosignalen entdeckt, für die sie bislang kein Gegenstück in anderen Spektren finden und deren Eigenschaften mit keinem bislang bekannten astrophysikalischen Objekt oder Phänomen erklärt werden können.

Wie das Team um Ziteng Wang von der University of Sydney vorab via ArXiv.org und in einer kommenden Ausgabe des „The Astrophysical Journal“ berichtet, handelt es sich bei dem als „ASKAP J173608.2-321635“ bezeichneten „Objekt“ um eine mit der „Australian Square Kilometre Array Pathfinder“ (ASKAP) entdeckte, hochpolarisierte, variable Radioquelle in der Nähe des galaktischen Zentrums.

„Es könnte ich dabei um einen Teil einer neuen Kategorie von Objekten handeln, die nur mittels Radioteleskopie entdeckt werden kann“, so Wang. „Sollte sich ‚ASKAP J173608.2-32163‘ als ein kosmisches Objekt herausstellen, so wird es vermutlich die Definitionsgrenzen der bekannten ‚Objekte‘ strapazieren.“

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Laut der Beschreibung ist die Radioquelle stark variabel, sendet bis zu wochenlang Radiowellen aus und verschwindet dann wieder sehr schnell. Das Signal ist zudem stark polarisiert, die Ausrichtung seiner elektromagnetischen Wellenoszillation ist also stark sowohl linear als auch zirkular in sich verdreht. Versuche, die Quelle in anderen Wellenspektren, etwa im nahen Infrarot oder Röntgenbereich mit anderen Teleskopen zu bestätigen, erbrachten keine Erfolge.

Blick auf die rätselhafte Radioquelle „ASKAP J173608.2-321635“. Copyright. Want et al., 2021

Blick auf die rätselhafte Radioquelle „ASKAP J173608.2-321635“.
Copyright. Want et al., 2021

Die Eigenschaften der Radioquelle stellen Astronomen wie Astrophysiker derzeit also vor ein spannendes Rätsel: Während die Polarisation eine Streuung und Magnetisierung nahelegt, wie sie etwa von kosmischem Staub oder Magnetfeldern im interstellaren Medium zwischen der Quelle und uns hervorgerufen werden könnte, könnte aber auch die Quelle selbst strak magnetisiert sein.

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Die Entdecker selbst diskutieren derzeit verschiedene Sternentypen, von denen bekannt ist, dass sie variable Radiowellenlängen aussenden, wenn sie beispielsweise ausbrechen. Alternativ könnte es sich auch um ein sich dicht umkreisendes, binär-aktives Sternenpaar handeln, auch wenn das Nichtvorhandensein von Signalen im Röntgenbereich gegen diese Annahme spricht und die meisten bekannten Sterne auch im nahen Infrarot detektierbar sein sollten. Auch sogenannte Pulsare, eine Art radio-aktive Neutronensterne, werden diskutiert, die aufgrund ihrer regelmäßigen Periodizität,  aber als unwahrscheinlich ausgeschlossen wurden, weil die Radioquelle nicht entsprechend der Leuchturm-artigen Rotation eines Pulsars abrupt endet und nach einer bestimmten Zeit wieder beginnt, sondern langsam an Intensität ab- und wieder zunimmt. Hinzu gab es eine drei Monate lange Phase, in der auch mit ASKAP keine Signale detektiert werden konnten. Auch das spricht gegen einen Pulsar, ebenso gegen binäre Röntgenquellen, Gamma-Strahlenausbrüche oder Supernovae. Allerdings teile die Quelle einige Eigenschaften mit einer anderen Form rätselhafter Signale aus dem galaktischen Zentrum, sogenannte Galactic Center Radio Transients (GCRT), von denen drei Quellen im Jahr 2000 entdeckt und seither bestätigt werden konnten. Auch diese Quellen gilt es noch zu identifizieren.

„Der Umstand, dass ‚ASKAP J173608.2-321635‘ für gewöhnlich nicht geortet werden und zudem für viele Wochen schweigen kann, legt nahe, dass es sich dabei nicht um das einzige Objekt seiner Art handelt“, schreiben Wang und Kollegen abschließend.




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Recherchequelle: ArXiv.org

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