Neuste Analyse weist Vinland-Karte eindeutig als Fälschung aus

Geschrieben am 04.09.2021
von Andreas Müller

Lesezeit: ca. 2 Minuten New Haven (USA) – Schon lange gilt die Echtheit der angeblich aus dem Mittelalter stammenden „Vinland-Karte“ unter Experten als zweifelhaft. Die Weltkarte soll u.a. den östlichen Küstenverlauf Grönlands zeigen und wird deshalb von einigen Autoren als historischer Beweis für die Entdeckung Nordamerikas durch die Wikinger diskutiert. Jetzt zeigt eine Analyse mit modernsten Verfahren, dass es […]Lesezeit: ca. 2 Minuten
Die sog. Vinland-Karte Copyright: Yale University

Die sog. Vinland-Karte
Copyright: Yale University

New Haven (USA) – Schon lange gilt die Echtheit der angeblich aus dem Mittelalter stammenden „Vinland-Karte“ unter Experten als zweifelhaft. Die Weltkarte soll u.a. den östlichen Küstenverlauf Grönlands zeigen und wird deshalb von einigen Autoren als historischer Beweis für die Entdeckung Nordamerikas durch die Wikinger diskutiert. Jetzt zeigt eine Analyse mit modernsten Verfahren, dass es sich eindeutig um eine moderne Fälschung handelt.

KORREKTUR: In der ursprünglichen Fassung dieser Meldung war von „Titanium-Bestandteilen der verwendeten Tinte“ die Rede. Die korrekte Übersetzung für den in der Yale-Meldung verwendeten englischen Begriff „titanium“ ist aber „Titan“ und nicht „Titanium“. Dies wurde im folgenden Text korrigiert.

Wie das Team um Raymond Clemens von der die Karte beheimatenden Beinecke Rare Book & Manuscript Library an der Yale University aktuell in einem Fachartikel berichtet, haben sie mittels neuster Analyseverfahren überzeugende Beweise dafür gefunden, dass es sich bei den Schlüsseldarstellungen, die im Kontext der Karte einen Beweis für die frühe Ankunft der Wikinger in Grönland erbringen sollen, nicht aus dem 15. Jahrhundert stammen, sondern erst in den oder nach den 1920-er Jahren erstellt wurden.

Hintergrund
Die Vinland-Karte wäre die früheste Landkarte, die einen Küstenabschnitt Nordamerikas kartiert, und nennt einen „Bjarni“ und einen „Leif“ als Entdecker Vinlandsund damit Amerikas. Sie zeigt neben Afrika, Asien und Europa auch drei als „Isolanda Ibernica“ (Island), „Grouelanda“ (Grönland) und „Vinland“ bezeichnete Nordatlantikinseln. Hinzu beschreibt ein Begleittext („Vinilanda Insula a Byarno reperta et leipho sociis“) als „Die Insel Vinland, von den Gefährten Bjarni und Leif entdeckt“ und nimmt damit Bezug auf die Entdeckungsgeschichte, wie sie in den in den isländischen Sagas und anderen Quellen überliefert sind (…GreWi berichtete).

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Zu diesen Beweisen zählen Titan-Bestandteile der verwendeten Tinte, die erst in den 1920ern produziert wurden, sowie eine spätere Anpassung eines ursprünglich tatsächlich mittelalterlichen Textes, ebenfalls mit moderner Tinte. Letzterer Umstand zeige, dass hier der Versuch unternommen wurde, „Menschen davon zu überzeugen, dass die Karte selbst (bzw. die relevanten Zusätze und Veränderungen) aus der gleichen Zeit wie das ansinsten authentische Manuskript „Speculum Historiale“ stammen, innerhalb dessen die Karte später platziert wurde.“ Die Beweise seien auch deshalb so bedeutend und überzeugend, weil sie eindeutig zeigen, dass dieser Schwindel mit Absicht ausgeführt wurde und nicht das Ergebnis einer unbeabsichtigten späteren Handlung war“, so Clemens.

Zum Thema

Mit der aktuellen und abschließenden Analyse arbeitet die Yale University jene Kontroverse auf, die sie selbst mit dem Bericht über die Entdeckung der Vinland-Karte und dazugehörigen ersten wissenschaftlichen Arbeiten 1965 losgetreten hatte. Schon wenige Jahre später äußerten erste Wissenschaftler Zweifel an der Echtheit der Karte und verweisen bereits damals auch auf die modernen Bestandteile der Tinte. Da jedoch bereits um 1960 Reste einer Wikingersiedlung auf Neufundland entdeckt wurden und die Karte selbst keine Angaben enthält, die nicht auch schon in anderen Quellen zu finden sind, lieferte sie schon vor der aktuellen Studie keinen wirklich zusätzlichen historischen Quellenwert

– Einen umfangreichen Bericht der Yale University zur neusten Analyse finden Sie HIER




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Recherchequelle. Yale University

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