Studie: Tonerden erklären “Mars-Seen” auch ohne flüssiges Wasser

Geschrieben am 30.07.2021
von Andreas Müller

Lesezeit: ca. 3 Minuten Pasadena (USA) – Nachdem Wissenschaftler 2018 erstmals über Radarsignale als Beweise für unter der Oberfläche verborgene Tümpel und Seen am Südpol des Mars veröffentlicht hatten, präsentieren nun gleich drei neue Studien mit Tonerden eine alternative Erklärung für die angeblichen Mars-Seen, nicht zuletzt, weil es für flüssiges Wasser eigentlich viel zu kalt sein sollte. Zwar gibt […]Lesezeit: ca. 3 Minuten
Diese Aufnahme der NASA-Sonde „Mars Reconnaissance Orbiter“ (MRO) zeigt einen Blick auf Eisschichten am Südpol des Mars, in deren Nähe auch Tonerden detektiert wurden, die nun als alternative Erklärung für Radarsignale diskutiert werden, die bislang als Belege für unterirdische Tümpel und Seen flüssigen Wassers galten. Copyright: NASA/JPL-Caltech/University of Arizona/JHU

Diese Aufnahme der NASA-Sonde „Mars Reconnaissance Orbiter“ (MRO) zeigt einen Blick auf Eisschichten am Südpol des Mars, in deren Nähe auch Tonerden detektiert wurden, die nun als alternative Erklärung für Radarsignale diskutiert werden, die bislang als Belege für unterirdische Tümpel und Seen flüssigen Wassers galten.
Copyright: NASA/JPL-Caltech/University of Arizona/JHU

Pasadena (USA) – Nachdem Wissenschaftler 2018 erstmals über Radarsignale als Beweise für unter der Oberfläche verborgene Tümpel und Seen am Südpol des Mars veröffentlicht hatten, präsentieren nun gleich drei neue Studien mit Tonerden eine alternative Erklärung für die angeblichen Mars-Seen, nicht zuletzt, weil es für flüssiges Wasser eigentlich viel zu kalt sein sollte.

Zwar gibt es auf dem Mars große Mengen an Wasser, doch in den meisten Fällen in Form gefrorenes Eises. Flüssiges Wasser – und damit die Grundlage zumindest allen irdischen Lebens – wäre eine Sensation, könnte aber aufgrund der dünnen Marsatmosphäre an der Oberfläche selbst in Sekundenschnelle verdunsten. Umso größer ist seit 2018 das Interesse an dem damals erstmals beschriebenen See im Marsuntergrund (…GreWi berichtete) und weiteren, seither als mögliche Tümpel und Seen am Mars-Südpol identifizierten Radarsignale (…GreWi berichtete).

Anhand einer Neuanalyse der Radardaten und jüngster Experimente in Kältelabors kommen einige Planetenwissenschaftler und -Wissenschaftlerinnen nun jedoch zu der Vermutung, dass es sich statt um Signale flüssigen Wassers, um die von Tonerdenmineralien handeln könnte. Hierzu haben die Forschenden insgesamt drei Studien zu ihrer Hypothese verfasst, wonach es sich also um die ausgetrockneten Hinterlassenschaften einstige Mars-Seen handelt.

Die Forschenden gehören zu einer kleinen Gruppe von rund 80 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich selbst als „Mars-Polarforscher“ bezeichnen und sich kurz nach der Veröffentlichung der ursprünglichen Studie zur International Conference on Mars Polar Science and Exploration im argentinischen Ushuaia getroffen hatten.

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Schon zuvor hatte eine erneute Analyse der Radarsignale zwar weitere „Seen“ aber zugleich auch offenbart, dass diese für flüssiges Wasser eigentlich viel zu dicht unterhalb der Oberfläche liegen würden, sodass es dort selbst für stark salzhaltiges Wasser, dessen Gefrierpunkt deutlich herabgesetzt wäre, viel zu kalt wäre (…GreWi berichtete).

Alternativ zu Wasser kommen die Forschenden zu dem Schluss, dass die Radarsignale zudem nicht nur durch Tonerden, sondern auch metallhaltige Mineralien oder salzhaltiges Eis erklärt werden könnten. Allerdings könnten bestimmte Tonerden, sogenannte Smektite, die Radarsignale am besten erklären.

Abschließend bemerken die Forschenden allerdings erneut, dass eine eindeutige Aussage darüber, was die Signale schlussendlich erzeugt, nur vor Ort durch eine Bohr-Mission beantwortet werden könne, die sich dafür jedoch durch kilometerdicke Eisschichten bohren müsste. „In der Planetenwissenschaft kommen wir manchmal nur zentimeterweise der Wahrheit näher. Die ursprüngliche Studie hat nicht bewiesen, dass es sich um flüssiges Wasser handelt und die neuen Fachartikel beweisen aber auch nicht, dass es kein flüssiges Wasser ist. Auf dem Weg zu einer schlussendlichen Erkenntnis, können wir nun aber zumindest schon einmal die Möglichkeiten dessen, was es alles sein könnte, stark eingrenzen.“




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Recherchequelle: NASA/JPL

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