Umfangreichste Studie zum Erleben des sogenannten reinen Bewusstseins bei der Meditation veröffentlicht

Geschrieben am 15.07.2021
von Andreas Müller

Lesezeit: ca. 2 Minuten Mainz (Deutschland) – Während Meditation kann der Zustand des sogenannten reinen Bewusstseins erlebt werden, in dem das Bewusstsein als solches wahrgenommen wird. Allerdings kann dieser Zustand unterschiedlich erlebt werden, das zeigt die nun veröffentlichte, bislang umfangreichste Studie zum Thema. Wie Prof. Dr. Thomas Metzinger von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und Dr. Alex Gamma von […]Lesezeit: ca. 2 Minuten
Symbolbild: Meditation Copyright: thruthseeker08 (via Pixabay.com) Pixabay License

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Mainz (Deutschland) – Während Meditation kann der Zustand des sogenannten reinen Bewusstseins erlebt werden, in dem das Bewusstsein als solches wahrgenommen wird. Allerdings kann dieser Zustand unterschiedlich erlebt werden, das zeigt die nun veröffentlichte, bislang umfangreichste Studie zum Thema.

Wie Prof. Dr. Thomas Metzinger von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und Dr. Alex Gamma von der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich aktuell im Fachjournal „PLoS One“ (DOI: 10.1371/journal.pone.0253694) berichten, gibt es aber offenbar Empfindungen, die spezifisch für diesen Zustand sind, und auch Wahrnehmungen, Gefühle und Gedanken, die als solche unspezifisch sind und lediglich begleitend auftreten können.

Für ihre Studie hatten die beiden Wissenschaftler einen Online-Fragebogen mit mehr als hundert Fragen erarbeitet und diesen von tausenden Meditierenden weltweit beantworten lassen. 3.600 Befragte haben sich an der Umfrage beteiligt. „Forschungsziel war für uns aber nicht, mehr über Meditation zu erfahren, sondern mehr über das menschliche Bewusstsein“, erläutert Metzinger. „Unsere Arbeitshypothese war, dass das reine Bewusstsein die einfachste Form des bewussten Erlebens ist. Und unser Ziel war es, von dieser Hypothese ausgehend ein Minimalmodell des menschlichen Bewusstseins zu entwickeln.“ Die Studie selbst ist Teil des internationalen „Minimal Phenomenal Experience Project“, das von Metzinger geleitet wird.

Neben Fragen nach Informationen zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern selbst, etwa zu Geschlecht, Alter und den angewandten Meditationstechniken, enthielt das Formular 92 Fragen zum Erleben von reinem Bewusstsein, das auch als „reines Gewahrsein“ bezeichnet wird. Diese Fragen lauteten zum Beispiel „Hatten Sie Temperaturempfindungen?“, „War Ihre Stimmung positiv?“ oder „Hatten Sie Gedanken?“. Diese Fragen konnten die Mitwirkenden jeweils mit einer Art virtuellem Schieberegler von „nein“ bis „ja, sehr stark“ beantworten.

1.400 der Fragebögen wurden vollständig ausgefüllt, sodass Metzinger und Gamma sie für eine sogenannte Faktoranalyse verwenden konnten. Mit dieser Art der statistischen Auswertung suchten sie nach Gruppen von Fragen, die häufig ähnlich beantwortet wurden.

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„Im Ergebnis fanden wir zwölf Gruppen, wodurch wir wiederum zwölf Faktoren benennen konnten, mit denen sich das reine Bewusstsein beschreiben lässt“, sagt Metzinger. „Typisch für das reine Bewusstsein scheint demnach beispielsweise ein Empfinden von Stille, Klarheit und eines wachen Gewahrseins ohne Ich-Gefühl zu sein.“ Eher unspezifisch sei das Erleben von Zeit, Anstrengung oder Verlangen, das durchaus begleitend auftreten könne.

„Mit diesen zwölf Faktoren haben wir nun die Möglichkeit, prototypisch ein Minimalmodell des menschlichen Bewusstseins zu entwickeln“, sagt Metzinger. Außerdem biete die Studie zahlreiche Ansatzpunkte für weitere Forschungen. Unter anderem hätten bereits Hirnforscher aus den USA, Australien und der Schweiz angefragt, ob sie den Fragebogen für eigene Zwecke verwenden dürften.

Metzinger selbst will herausfinden, ob reines Bewusstsein – also die Qualität der Bewusstheit selbst – auch in anderen Situationen als bei der Meditation erlebt wird: „Durch Berichte, die wir ebenfalls als Antworten bekamen, haben wir Hinweise darauf erhalten, dass reines Bewusstsein auch in anderen Situationen erlebt wird, zum Beispiel bei Unfällen, bei schweren Krankheiten, im Grenzbereich zwischen Schlafen und Wachen oder auch beim versunkenen Spielen als Kind.“




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Recherchequelle: Johannes Gutenberg-Universität Mainz

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