Oak Ridge (USA) – Eine neue Analyse von Material des Asteroiden Bennu liefert bemerkenswerte Hinweise darauf, dass die Grundbausteine des Lebens nicht auf der jungen Erde selbst entstanden sein müssen – sondern bereits im All vorhanden und durch Einschläge hierhergelangten.
Copyright: NASA/Goddard/University of Arizona
Wie das Team um Angel Mojarro von den Oak Ridge Associated Universities aktuell im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences” (PNAS, DOI: 10.1073/pnas.2512461122) berichtet, haben sie Proben, die 2020 durch die NASA-Sonde OSIRIS-REx von Bennu entnommen und zur Erde gebracht wurden analysiert. Der Asteroid gilt als besonders ursprünglicher Himmelskörper, der sich seit der Entstehungszeit des Sonnensystems vor rund 4,6 Milliarden Jahren kaum verändert hat.
Die jetzt veröffentlichten Daten zeigen: In den unberührten, also auch nichz irdisch kontaminierten Bennu-Proben fanden sich 14 Aminosäuren, darunter solche, die bereits früher in Meteoriten nachgewiesen wurden aber auch Hinweise auf Tryptophan. Die Aminosäure konnte bislang noch nie eindeutig in außerirdischem Material nachgewiesen werden. Zusätzlich identifizierte das Team fünf Nukleobasen, also jene Moleküle, aus denen RNA und DNA aufgebaut sind. Damit liegen nun erstmals sowohl die Bausteine von Proteinen als auch Bestandteile des genetischen Codes an einem einzigen extraterrestrischen Fundort vor.
Unberührtes außerirdisches Material
Der Vorteil der Bennu-Proben: Sie stammen aus einer Umgebung, die niemand auf der Erde jemals berührt hat. Frühere Funde organischer Moleküle in Meteoriten waren stets mit dem Problem behaftet, dass sie nach deren Fall auf der Erde kontaminiert worden sein könnten. Bei Bennu ist dies ausgeschlossen.
Die Forschenden fanden außerdem große Mengen an Phyllosilikaten, tonähnlichen Mineralen, die sich nur bilden, wenn Gestein lange Zeit in Kontakt mit flüssigem Wasser stand. Das bedeutet: Im Inneren des Bennu-Ursprungsobjekts muss es vor Milliarden Jahren Wasser gegeben haben – vermutlich reich an Ammoniak, das als chemischer Katalysator diente. Unter diesen Bedingungen konnten sich aus einfachen interstellaren Ausgangsstoffen Aminosäuren und Nukleobasen bilden.
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Die Studie liefert damit starke Indizien dafür, dass präbiotische Moleküle innerhalb früher, noch wachsenden Himmelskörpern entstanden sein können. Über spätere Einschläge solcher Objekte könnten diese organischen Verbindungen auf die junge Erde gelangt sein – und damit den entscheidenden Impuls für die Entstehung des Lebens geliefert haben.
„Unsere Ergebnisse erweitern die Hinweise darauf, dass solche primitiven Planetesimale bereits die Bausteine des Lebens produzieren konnten und diese durch Einschläge auf die Erde und andere Himmelskörper gelangt sein könnten“, erklären die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
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Recherchequelle: PNAS
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