Muster in hist. Astro-Daten: Neue Fachpublikationen zu unidentifizierten Lichtblitzen vor Sputnik

Geschrieben am 20.10.2025
von Andreas Müller

Stockholm (Schweden) – Auf historischen astronomischen Fotoplatten aus den frühen 1950er-Jahren haben Forschende um die Astronomin Dr. Beatriz Villarroel kurzlebige Lichtblitze, sogenannte Transienten entdeckt. In zwar neuen Fachpublikationen, unter anderem im Nature-Fachjournal „Science Reports“ weisen die Autorinnen und Autoren
statistische Verbindungen zwischen den Zeitpunkten dieser Blitze, Atomwaffentests und Berichten über „Unidentified Anomalous Phenomena“ (UAP) aus.

Bildausschnitt der Fotoplatten des Transient-Kandidaten 5.
Quelle: Villarroel et al., ResearchGate.net 2025

Neben „Science Reports“ hat das Team um Villarroel vom Nordita-Institut an der Universität Stockholm und Stephen Bruehl von der Vanderbilt University die Ergebnisse auch in den „Publications of the Astronomical Society of the Pacific“ veröffentlicht.

Vergleich zwischen zwei astronomischen Platten

In beiden Studie zeigen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass die untersuchten historischen Astro-Beobachtungen unerwartete Muster enthalten.

Im Rahmen des Projekts „Vanishing & Appearing Sources during a Century of Observations“ (VASCO) wurden digitalisierte astronomische Platten analysiert, um Quellen zu identifizieren, die aufleuchten, verschwinden oder plötzlich erscheinen, um so sowohl natürliche als auch bislang unerklärte Phänomene besser zu verstehen.

„Heute wissen wir, dass kurze Lichtblitze oft durch Sonnenreflexionen an flachen, hochreflektierenden Objekten in der Erdumlaufbahn verursacht werden, wie etwa Satelliten oder Weltraumschrott. Aber die im VASCO-Projekt analysierten Fotoplatten wurden aufgenommen, bevor der Mensch Satelliten im All hatte“, sagt Beatriz Villarroel.

Statistischer Zusammenhang zwischen Transienten, UFO-Sichtungen und Atomwaffentests

Der Artikel im Nature-Fachjournal „Scientific Reports“ (DOI: s41598-025-21620-3) analysiert über 106.000 dieser Transienten, die wie Sterne aussehen, jedoch innerhalb einer einzigen Belichtung erscheinen und wieder verschwinden. Die Studie zeigt statistische Zusammenhänge zwischen diesen Phänomenen, historischen UFO-Berichten und atmosphärischen Atomwaffentests während der 1950er-Jahre.

„Die Blitze traten 68 Prozent häufiger am Tag nach einem Atomwaffentest auf als an Tagen ohne Test. Außerdem stieg die Zahl der Blitze im Durchschnitt um 8,5 Prozent pro gemeldeter UFO-Sichtung. Wenn sowohl ein UAP-Bericht als auch ein Atomwaffentest zusammenfielen, addierten sich die Effekte. Es wurden mehr als doppelt so viele Lichtblitze registriert wie an Tagen ohne Tests oder Berichte.“ Das Ausmaß der Verbindung zwischen diesen Lichtblitzen und den Atomtests war überraschend, ebenso wie der sehr spezifische Zeitpunkt, nämlich der Tag nach einem Test.

Das blinkt denn da…?

„Was diese Korrelation bedeuten könnte, ist eine äußerst faszinierende Frage, die weiterer Untersuchung bedarf“, sagt Stephen Bruehl von der Vanderbilt University.

Im Artikel in den „Publications of the Astronomical Society of the Pacific“ (PASP, DOI: 10.1088/1538-3873/ae0afe) untersuchen die Autorinnen und Autoren gezielt Anzeichen möglicher außerirdischer Artefakte in der Erdumlaufbahn, also vor dem Start des ersten menschlichen Satelliten im Jahr 1957.

Unter anderem suchten Villaroel, Bruehl, Kolleginnen und Kollegen nach Fällen, bei denen mehrere Transienten entlang einer Linie oder in einem schmalen Band auftraten – etwas, das auf Reflexionen von flachen, reflektierenden Objekten in Bewegung hinweist. Dabei wurden zwei interessante Beispiele identifiziert, eines davon am 27. Juli 1952, also zur selben Zeit wie die bekannten Himmelserscheinungen während der UFO-Sichtungswelle über Washington D.C.

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Derselbe Artikel untersucht auch eine Methode, die das Forschungsteam schon zuvor in den „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“ (MNRAS) veröffentlicht hatte: Der Vergleich, wie oft diese Phänomene innerhalb und außerhalb des Erdschattens auftreten, also in einem Bereich, in dem Sonnenreflexionen nicht vorkommen können (…GreWi berichtete).

Die neue PASP-Studie, die erneut über 106.000 Transienten über den nördlichen Sternenhimmel hinweg untersucht hat, zeigt etwa ein Drittel weniger Ereignisse innerhalb des Erdschattens. Dies könnte lauten den Autoren darauf hindeuten, dass mindestens ein Drittel der Phänomene durch Sonnenreflexionen von stark reflektierenden Objekten in hohen Umlaufbahnen verursacht wurde.

Lange Zeit wurden einzelne Lichtpunkte auf astronomischen Fotoplatten als Defekte abgetan, selbst wenn sie wie echte Sterne aussahen. Die neuen Studien zeigen jedoch, dass einige dieser Phänomene tatsächlich reale Objekte sind und Muster zeigen, die sich weder durch Zufall noch durch Bildrauschen erklären lassen.

„Zwischen all dem, was bisher als ‚Rauschen‘ auf den Platten angesehen wurde, scheint es eine echte Population von Phänomenen zu geben, die unter anderem mit Atomtests oder UAP-Berichten korrelieren und zudem im Erdschatten fehlen. Solche Sonnenreflexionen entstehen nicht an runden Objekten wie Asteroiden oder Staubteilchen im Weltraum, die während einer 50-minütigen Belichtung Streifen hinterlassen, sondern nur, wenn etwas sehr flach und stark reflektiv ist und das Sonnenlicht in einem kurzen Blitz zurückwirft“, sagt Beatriz Villarroel.

Das Rätsel bleibt

Die Ergebnisse seien entsprechend unerwartet und deuten darauf hin, dass einige der kleinen Punkte auf den Platten Reflexionen physischer Objekte in hohen Erdumlaufbahnen sein könnten. Doch welche Objekte sollten dies zur damaligen Zeit gewesen sein?

GreWi meint…
Es ist alles andere als selbstverständlich, dass Artikel, die sich eindeutig der UFO-Thematik widmen, in angesehenen Wissenschaftsjournalen erscheinen. Noch weniger, wenn die Kernpunkte und Schlussfolgerungen dieser Artikel reale UFO/UAP-Phänomene nahelegen. Villarroel und Bruehl ist dies nun bereits mehrfach gelungen: Im MNRAS, aktuell im PASP und sogar in „Scientific Reports“. Ein bedeutender Erfolg.

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Recherchquelle: Stockholm University

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