Paris (Frankreich) – Jedes Jahr im Mars-Frühling bildet sich über dem Vulkankegel Arsia Mons eine langgezogene dünne Wolke. Während sie zunächst für ein Anzeichen des Wiederwachsens des Vulkans gehalten wurde, ist mittlerweile bekannt, dass sie aus Wassereis besteht. Bisherige Klimamodelle konnten ihr Erscheinen allerdings nicht erklären – bis jetzt. Das Ergebnis wirft ein neues Licht auf die Atmosphäre des Roten Planeten.
Copyright: ESA/DLR/FU Berlin/J. Cowart CC BY-SA 3.0 IGO
Auch wenn die Wolke mittlerweile gut verstanden ist, passt sie nicht ins bisherige Bild der Mars-Atmosphäre. Diese enthält weitaus mehr kleine Staubpartikel, die Wasserdampf in der Luft zur Kondensation anregen können als jene der Erde. Selbst Simulationen, die die hohen Staubwerte berücksichtigen, konnten bislang die eigentlichen Merkmale der Arsia-Mons-Wolke nachbilden und erklären.
Schon seit Jahren untersucht Jorge Hernández-Bernal, früher von der Universidad del País Vasco, heute an der Pariser Sorbonne, die rätselhafte Mars-Wolke. Hierfür versuchen die Forscher die Eigenschaften der Wolke zu reproduzieren können. Das gelang bislang jedoch nur, wenn die simulierte Mars-Luft große Mengen an Wasserdampf enthält.
Wie der Forscher auf dem Europlanet Science Congress (EPSC) in Helsinki berichtete, galt die hierzu notwendige Feuchtigkeit bislang wegen der hohen Staubwerte in der Mars-Atmosphäre als unmöglich. Schließlich würde diese doch einen staubfreien Mechanismus, der als homogene Nukleation bezeichnet wird, erfordern. Derart hohe Wasserdampfkonzentrationen galten jedoch als unmöglich.
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Erst als Hernández-Bernal, Kolleginnen und Kollegen die Simulationen der Atmosphäre um Arsia Mons mit deutlich höheren Feuchtigkeitswerten durchspielten, zeigte die daraus resultierende Wolke eine auffallende Ähnlichkeit mit der echten Wolke, die sich von Arsia Mons langschweifig ausbreitet.
„Homogene Nukleation erfordert im Fall des Mars einen viel höheren Wasser-Sättigungsgrad. Deshalb dachten wir ursprünglich, dass dies auf dem Mars nicht möglich oder sehr unwahrscheinlich sei“, berichtete der „New Scientist“. „Aber im letzten Jahrzehnt haben wir gelernt, dass es auf dem Mars tatsächlich eine solche Übersättigung der Atmosphäre gibt“
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Recherchequelle: EPSC, New Scientist
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