Irvine (USA) – Eine neue statistische Analyse von Exoplaneten hat den erdähnlichen Planeten „Kepler-22b“ als den bislang besten Kandidaten für außerirdisches Leben identifiziert.
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Wie das Team um Caleb Traxler von der UC Irvine vorab via ArXiv.org berichtet, basiert ihre Analyse Untersuchung auf einem neuartigen, multidimensionale Ansatz, der acht Eigenschaften von Planet und ihrer Sterne berücksichtigte – und dabei mit bisherigen, eindimensionalen Methoden wie der bloßen Einordnung in die sogenannte „habitable Zone“ bricht.
Hintergrund
Die klassische habitable, also lebensfreundliche Zone beschreibt jene Abstandsregion, innerhalb derer ein Planet seinen Stern umkreisen muss, damit aufgrund gemäßigter Temperaturen flüssiges Wasser – und damit die Grundlage des uns bekannten Lebens – auf seiner Oberfläche existieren kann.
Mehr als nur habitablen Zone
Hierzu analysierten die Forscher insgesamt 517 Exoplaneten, was etwa 10 % der bisher bestätigten rund 5.700 Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entspricht. Statt sich wie bisher fast ausschließlich auf die Temperaturverhältnisse in der Umlaufbahn (und damit auf die Möglichkeit von flüssigem Wasser) zu konzentrieren, untersuchte das Team vier Eigenschaften der Planeten – Radius, Temperatur, Dichte und Sonneneinstrahlung – sowie vier Eigenschaften ihrer jeweiligen Zentralsterne: Temperatur, Masse, Radius und Metallizität (also das Verhältnis von Eisen zu Wasserstoff).
Anhand dieser Parameter wurden die Exoplaneten in vier Kategorien eingeteilt:
- „Exzellente Kandidaten“ (sowohl Stern als auch Planet erd- und sonnenähnlich),
- „Guter Planet, schlechter Stern“,
- „Guter Stern, schlechter Planet“ sowie
- „Schlechte Kandidaten“ (weder Planet noch Stern ähnlich der Erde bzw. Sonne).
Quelle: Traxler et al. ArXiv.org 2025
Die weitaus meisten der analysierten Exoplaneten (etwa 75 %) fielen in die Kategorie „Guter Stern, schlechter Planet“. Dies sei laut den Autoren vor allem auf einen methodischen Beobachtungsbias zurückzuführen: Da aktuelle Techniken wie die Transitmethode vor allem große Planeten mit kurzen Umlaufbahnen detektieren, wird ein bestimmter Planetentyp überrepräsentiert – nämlich jener, der eher lebensfeindlich ist.
3 Planeten in der engeren Auswahl
Nur drei der 517 untersuchten Planeten schafften es in die Kategorie „Exzellente Kandidaten“: die Erde selbst, Kepler-22b und Kepler-538b. Besonders Kepler-22b stach dabei hervor: „Seine Temperatur unterscheidet sich nur um 3,1 % von der der Erde, die erhaltene Sonnenstrahlung um gerade einmal 1 %. Der Planet liegt rund 635 Lichtjahre von uns entfernt und sollte laut Studie ein vorrangiges Ziel für die atmosphärischen Beobachtungen durch das James-Webb-Weltraumteleskop sein.“
Kepler-538b sei zwar heißer und größer als die Erde, liege aber noch im Bereich des grundsätzlich Möglichen für Leben. Die Analyse zeigt aber auch: „Die Erde selbst ist statistisch gesehen ein Sonderfall – allerdings kein ‚Wunder‘.“ Laut einer Mahalanobis-Distanzanalyse liegt sie mit ca. 69,4 % in einem seltenen, aber nicht außergewöhnlichen Bereich der planetaren Merkmalsverteilung.
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Weitere sechs Planeten fielen in die Kategorie „Guter Planet, schlechter Stern“. Diese umkreisen sogenannte M-Zwerge – die häufigste Sternenklasse in der Milchstraße –, deren Eigenschaften bislang oft als lebensfeindlich eingestuft wurden. Die neue Analyse legt jedoch nahe, dass solche Systeme trotz „ungeeigneter“ Sterne durchaus habitabel sein könnten. Einige dieser Kandidaten befinden sich bereits unter Beobachtung durch JWST. Sollten sie lebensfreundlich sein, hätte dies weitreichende Auswirkungen auf das Verständnis der Häufigkeit potenziell bewohnbarer Welten.
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Recherchequelle: ArXiv.org
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